Reparieren statt neu kaufen

Reparaturbonus – lohnt sich, für Geldbeutel und Umwelt

Der Toaster benimmt sich wie ein Kohlenmeiler, die Kaffeemaschine gibt unter lautem Gepolter nur wenige Topfen an die Kaffeetasse ab und die elektrische Zahnbürste brummt leise, von einem rotierende Bürstenkopf kann nicht mehr die Rede sein. Wenn die Elektronik streikt, kommen die meisten Geräte zum Elektroschrott, eine Reparatur wird oft nicht angeboten oder erweist sich als zu kostspielig. Dabei sind die Ursachen für Funktionsstörungen nicht immer hoch dramatisch. Eventuell würde ein Akkutausch die Lebensdauer der elektrischen Zahnbürste deutlich verlängern, das Isolieren eines Kabels oder der Austausch einer Sicherung der Kaffeemaschine und dem Toaster neuen Schwung verleihen. Ersatzteile und Arbeitslohn stehen den insgesamt oft geringen Anschaffungskosten bei Neukauf entgegen, so dass wirtschaftliche Überlegungen schnell zu Neuanschaffungen führen, auch wenn man mit Omas altem Waffeleisen gerne noch den Duft und Genuss der Vergangenheit bewahren würde.

Um einen Beitrag für die Umwelt und das Klima zu leisten, übernimmt das Klimaschutzministerium in Österreich 50 Prozent der Reparaturkosten von privaten elektrischen und elektronischen Geräten, bis zu maximal 200 Euro Reparaturkosten. Die Details zu diesem bereits zum zweiten Mal angebotenen Programm können über die Internetseite (https://www.reparaturbonus.at/) aufgerufen werden.

In Deutschland können auch Bürgerinnen und Bürger des Freistaates Sachen einen solchen Reparaturbonus beantragen. Bis zu zwei Reparaturen pro Kalenderjahr können bezuschusst werden. Details hierzu bietet die Webseite https://www.sab.sachsen.de/reparaturbonus an.

Auch in Thüringen konnte für haushaltsübliche Elektrogeräte noch bis Ende 2023 ein Reparaturbonus beantragt werden. Sogar für Ersatzteile, die in Repair-Cafés eingebaut wurden, durfte der Bonus verwendet werden. Leider sind die finanziellen Mittel derzeit erschöpft. Eine Neuauflage für 2024 ist aber geplant und sollte dann über die Verbraucherzentrale Thüringen abrufbar sein: https://www.reparaturbonus-thueringen.de/

Die oben aufgeführten Programme haben bislang schon regen Zuspruch gefunden und wurden teilweise schon mehrmals neu aufgelegt. Es bleibt zu hoffen, dass weitere (Bundes-)Länder nachziehen. Frankreich beispielsweise bietet seit Dezember 2022 ebenfalls einen Reparaturbonus für Elektro- und Elektronikgeräte an.

Auch die Ausweitung auf weitere Produktgruppen wäre wünschenswert. Hier verfolgt Frankreich mit einem über eine App zu beantragenden Rabatt für Reparaturen an Textilien und Schuhen einen neuen, völlig anderen Ansatz. Die Finanzierung erfolgt über einen Fonds, durch Beiträge von französischen Textil- und Schuhherstellern, die seit 2020 gesetzlich dazu verpflichtet sind, nachhaltiger zu arbeiten (Anti-Verschwendungsgesetz). Mehr dazu: https://de.euronews.com/2023/11/14/reparieren-statt-wegwerfen-frankreich-fuhrt-reparaturbonus-fur-kleidung-und-schuhe-ein

Das Kommunalunternehmen für Abfallwirtschaft im Landkreis Starnberg, AWISTA Starnberg KU, hat einen mit insgesamt 5.000 Euro gefüllten Fördertopf bereitgestellt. Dieser kann für Reparaturen haushaltsüblicher Geräte, die ab Januar 2022 gerichtet wurden, genutzt werden. Bis zu 20 Prozent der Reparaturkosten können erstattet werden. Details hierzu werden über die Webseite angeboten: https://www.awista-starnberg.de/reparaturbonus/

Allen Reparaturbonus-Programmen gemeinsam ist, dass man Bürgerin oder Bürger des anbietenden Landes, Bundeslandes oder Landkreises sein muss. Ein bundesweites Programm gibt es derzeit leider nicht, auch bieten die meisten Bundesländer noch nichts Vergleichbares an.

Im Internet unter https://www.reparatur-initiativen.de gibt es eine Plattform, die Informationen rund um Reparatur-Initiativen bündelt: finden, unterstützen und gründen – Vernetzung, Beratung und Austausch. Termine, Workshops, Netzwerktreffen aber auch Linklisten zu Betriebs- und Reparaturanleitungen, Ersatzteilbörsen, Haftungs- und Versicherungsfragen für Reparatur-Initiativen und vieles mehr wird angeboten.

Warum also nicht mal den Termin des nächsten Repair-Cafés in der eigenen Region recherchieren oder auch eines ins Leben rufen? Allein hierfür gibt es mehr Gründe als „nur“ den Umweltschutz durch Abfallvermeidung unterstützen zu wollen. Solche Treffen sind viel mehr: Wertschätzung für geliebte Gegenstände und auch für Menschen, die sich hier fachlich einbringen. Ganz ohne Zeitdruck und Gewinnorientierung, kann man sich hier engagieren und jede Menge lernen, Erfolge erleben, Beziehungen knüpfen und pflegen, bei Kaffee und Kuchen und vielleicht auch Omas geliebtes Waffeleisen repariert heimtragen..