Forschungsprojekt „Flexible Wohnkonzepte“ (FleWoKo) – Wohnraum für verschiedene Lebensphasen

Das Projekt hat Anfang 2021 begonnen und läuft noch bis Mitte 2024. Erste Zwischenergebnisse können aufgerufen werden. Resultierend aus den Erkenntnissen des Projektes konnten nun auch Handlungsempfehlungen für die Branche und die Politik formuliert werden.
Das Leben im Privatbereich verläuft heute mehr denn je in unterschiedlichen Phasen. Wohnraum sollte sich diesen Lebensphasen anpassen. Alleinstehende, Paare, Familien mit ein, zwei oder auch mehr Kindern, Menschen mit Behinderungen oder ältere Menschen, sie alle möchten ihren Wohnraum so lange wie möglich nutzen und flexibel an ihre jeweilige Lebensphasen anpassen können. Hohe finanzielle Belastungen oder ein Umzug sind leider noch oft die gängige Lösung, wenn zusätzlicher Wohnraum benötigt wird, Barrierefreiheit erforderlich ist oder die Kinder aus dem Haus sind. Erschwerend kommt hinzu, dass bezahlbarer Wohnraum knapp ist. Individuelle Erfordernisse wie breitere Türen, größere Bewegungsflächen oder technische Ausstattung erschweren die Wohnungssuche noch zusätzlich.

Gut beraten ist, wer bei der Planung von Häusern und Wohnungen ein hohes Maß an Nutzungsflexibilität berücksichtigt, auf die im Bedarfsfall – ohne große zeitliche und finanzielle Hürden – zurückgegriffen werden kann.

Diese Flexibilität kann durch die Verwendung von Holz als Baustoff besonders gut umgesetzt werden, denn die trockene Holzbauweise ermöglicht über mechanische Verbindungen eine hohe Qualität bei kurzer Bauzeit.

Ausgangspunkt für das Projekt FleWoKo ist, dass Wohnraum für ein ganzes Leben und alle Lebensphasen geeignet bzw. gut anpassbar sein sollte. Dabei sollten die drei Aspekte der Nachhaltigkeit, Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit in konkreten Wohnraumkonzepte umgesetzt werden können. An den Fragestellungen und Zielsetzungen des Projektes arbeiten Partner aus Wissenschaft, Praxis und Marketing.

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Projektbeschreibung Presse & Projekt-News Aufgaben der Partner
Projekt-Teil-Ergebnisse Wissenstransfer Partner aus der Praxis
Fördermittelgeber Handlungsempfehlungen Partner aus der Wissenschaft

Projektbeschreibung und Ziele

Welche Grundvoraussetzungen müssen geschaffen werden, damit es Bewohnern möglich ist, lange in ihrem gewohnten Umfeld zu verbleiben? Das Modellprojekt „Flexible Wohnkonzepte (FleWoKo)“ befasst sich mit diesen Ansprüchen und Möglichkeiten. Die Wohnkonzepte sollen die teilweise identischen Wünsche der jeweiligen Nutzerinnen und Nutzer abdecken, aber auch im Sinne eines nachhaltigen Bauens entwickelt und mittels verschiedener Nachhaltigkeitsparameter (z. B. Materialauswahl, Ausgestaltung der Wohnkonzepte) optimiert werden.

Angesichts des Überangebots an Holz wird angestrebt, die Nutzung von ZE-Holz (ZE = zufällige Ergebnisse wie außerplanmäßigem Einschlag wie Windwurf, Borkenkäferbefall) bei diesen Wohnkonzepten zu maximieren, um das Holz einer hochwertigen Nutzung zuzuführen und Kohlenstoff langfristig zu speichern.

Konkrete Ziele;

  • Entwicklung von flexibel einsetzbaren Wohnkonzepten aus Holz für verschiedene Lebensphasen
  • Untersuchung des Interesses von möglichen Nutzerinnen und Nutzern und deren Ausgestaltungswünsche an solchen Wohnkonzepten
  • Potenzialabschätzung einer möglichen Verwendung von Holz aus ungeplanten Holzernten (z. B.: Sturmholz und Käferholz)
  • Entwicklung von Handlungsempfehlungen zur Umsetzung der Erkenntnisse für Wirtschaft und Politik
Warum gibt es das Projekt?
Das Bauhauptgewerbe ist ein wichtiger Wirtschaftszweig in Deutschland. So sind der Umsatz und die Anzahl der Erwerbstätigen im Baugewerbe in Deutschland seit 2011 kontinuierlich gestiegen. Auch die Anzahl der fertiggestellten Wohnungen in Deutschland hat sich deutlich nach oben entwickelt. Von 159.000 Wohnungen im Jahr 2009 auf 287.000 in 2018 (Statista 2020a).

Mit dem Bauboom v.a. im Wohnungsbau geht auch eine große CO2-Belastung einher, da der Bausektor zu den rohstoffintensivsten Wirtschaftsbereichen in Deutschland zählt. Daher sind der Bausektor und der Wohnungsbestand in hohem Maße nachhaltigkeitsrelevant. So fallen klimarelevante Emissionen in Höhe von 4,3 Mio. t an CO2-äq/Jahr bei Baumaßnahmen direkt an (Statista 2020c). Zusätzlich werden v.a. durch Heizung und Kühlung von Gebäuden jährlich 125 Mio. t CO2-äq. emittiert (Agora Energiewende 2020) (dies entspricht ~ 1/8 der gesamtdeutschen Treibhausgas-Emissionen). Außerdem tragen auch Bauabfälle (2016: 215 Mio. t) zu negativen Umweltauswirkungen bei.

Eine Möglichkeit die CO2-Emmissionen im Bausektor zu reduzieren, ist die Fertigung mit dem Baustoff Holz. Im Gegensatz hierzu sind konventionelle Baustoffe in der Herstellung, in der Weiterverarbeitung aber auch bei einer möglichen Entsorgung ressourcen- und energieintensiv (Riechau 2019). Der Holzbau hat sich mittlerweile in Deutschland etabliert; vor allem im Bereich der Ein- und Zweifamilienhäuser. Hier wurde 2018 jedes fünfte Haus mit dem Baustoff Holz gebaut (Holzbau Deutschland 2018). Vor allem in Bayern setzt sich der Holzbau immer mehr durch. So wurde 2017 in manchen Landkreisen bereits jedes vierte Eigenheim mit Holz gebaut (FNR 2020).

Die Entscheidung zu Gunsten eines (Holz-)Hauses hängt von vielen verschiedenen individuellen Aspekten ab, da die Anforderungen an ein Haus vielfältig sind. Ökonomische Faktoren (Bezahlbarkeit, niedrige Betriebskosten, hoher Werterhalt) spielen ebenso eine wichtige Rolle wie der Umweltschutz oder eine gesundheitsförderliche Bauweise. Auch die Anpassungsfähigkeit des Hauses an unterschiedliche Bedürfnisse (Lebensphasen) wird beim Hausbau bzw. Hauskauf als sehr wichtig erachtet (Burgdorf 2016). Besonders die drei letztgenannten Aspekte lassen sich durch einen Holzbau sehr gut abdecken. (Wort & Bildverlag 2017).

Welche Forschungslücke soll geschlossen werden?
Die großen Nachhaltigkeitswirkungen des Bereiches Bauen und Wohnen sind erkannt worden. Wissenschaftlich befassen sich hiermit der Conseil International du Bâtiment (CIB) und die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).
Eine umfassendere integrative Nachhaltigkeitsbetrachtung findet meist nicht statt. In der Nutzungsphase der Gebäude sind weitergehende Nachhaltigkeitsanalysen und die Identifizierung der damit zusammenhängenden Faktoren in den vergangenen Jahren meist nicht oder nur untergeordnet realisiert worden.

Zum einen wird auf politischer Ebene und in der Wirtschaft ein auf Energie und Klimaschutz fokussiertes Verständnis von Nachhaltigkeit zugrunde gelegt. Insbesondere die Materialwahl für ein Gebäude spielt dabei nur indirekt eine Rolle, wenn bereits bei der Planung und beim Bau des Gebäudes die Entsorgung von etwa Dämmmaterialien mit einbezogen wird. Zum anderen gibt es wenige Unternehmen, die entsprechende nachhaltigkeitsorientierte Angebote im Gebäudesektor haben. Gebäude werden meist statisch für die Lebensdauer geplant und gebaut, ohne die sich oftmals ändernden Ansprüche der Bewohnerinnen und Bewohner in späteren Nutzungsjahren zu bedenken. Dabei ist Flexibilität von Vorteil um Häuser mit geringem Aufwand an sich ändernde Bedürfnisse anzupassen.

Welchen Innovationsansatz wird verfolgt?
Um den sich ändernden Ansprüchen an Wohngebäude gerecht zu werden und die Möglichkeiten der flexiblen Wohnraumgestaltung mittels Holzbaus zu eruieren, werden in das Projekt FleWoKo Menschen einbezogen, die am Anfang und Ende ihrer eigenständigen (beruflichen) Lebensplanung stehen: „Beziehungsgründer“ planen nach ihrer Ausbildung die/das erste eigenständige Wohnung/Haus, oft verbunden mit der Option auf Familienzuwachs und entsprechend wachsendem Platzbedarf, während „Ruheständler“ am Ende ihrer beruflichen Tätigkeit stehen, die Kinder ausgezogen sind und vorhandener Wohnraum teilweise nicht mehr oder in anderer Form, Funktion oder Ausstattung benötigt wird.

Beide Lebensphasen sind durch größere Veränderungen gekennzeichnet, in denen Menschen oftmals auch ihre Bedürfnisse und Erfordernisse anpassen müssen. Ziel ist es dabei, dass die Wohnfläche relativ einfach den Bedürfnissen der jeweiligen Gruppe angepasst werden kann und ein an die Lebenssituation angepasstes Platzangebot verfügbar ist: So soll der Platz in dem Wohngebäude ausreichend, aber nicht zu groß sein. Flexible Wohnkonzepte verbessern auch die Nachhaltigkeit, indem die Nutzungsdauer des Gebäudes verlängert wird, wodurch (relativ) weniger Ressourcen beim Bau beansprucht werden und weniger Fläche beheizt werden muss. Damit wird einer „Platzverschwendung“ entgegengewirkt und verfügbarer Wohnraum optimal nutzbar.

Der innovative Ansatz in diesem Projekt besteht darin, sowohl die Ansprüche von Nutzer-Seite als auch die Angebotsseite (Holzbaufirmen) zu erfassen.

Darüber hinaus wird versucht, bisher inferior verwertetes ZE-Holz mit einer höherwertigen Verwendung im Holzbau zu verknüpfen, um eine lange Bindung des enthaltenen CO2 zu gewährleisten. Eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsbewertung unter Berücksichtigung von Stakeholderanforderungen und -erwartungen findet begleitend statt, so dass bedarfsgerechte und wirklich nachhaltige Lösungen entwickelt werden können. Durch die Einbindung der Holzbauunternehmen ist eine unmittelbare Umsetzung der Projektergebnisse genauso wie eine Weiterverbreitung über andere Mulitplikatoren möglich.

Welche Methodik wird verwendet?
Im Zuge des Projekts werden Methoden aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen zusammengefasst. So werden zum Beispiel quantitative und qualitative Analysemethoden verwendet, um die Anforderung von (potenziellen) Nutzern an flexiblen Wohnkonzepte zu eruieren.
Mittels Methoden der integrierten Nachhaltigkeitsbewertung, vor allem der Ökobilanzierung (Life Cycle Assessment, LCA), werden die Nachhaltigkeitswirkungen der flexiblen Wohnkonzepte entwicklungsbegleitend bewertet, Schlüsselgrößen für die Nachhaltigkeit identifiziert und diese Erkenntnisse in den weiteren Entwicklungsprozess eingespeist. Berücksichtigung finden hier auch unterschiedliche Stakeholder mit ihren Wertvorstellungen. Sie werden über entsprechende Methoden der Mehrzielentscheidungsunterstützung integriert, um bedarfsgerechte, nachhaltige Lösungen zu entwickeln.

Flexible Wohnkonzepte – drei Aspekte der Nachhaltigkeit

Ökonomie
Das Projekt hat für viele Akteursgruppen einen großen ökonomischen Nutzen. Zum einen besteht die Möglichkeit, dass aufgrund der Projektergebnisse die Nachfrage nach ZE-Holz steigt. Dieses Holz ist im Überfluss vorhanden. Der Preis je m³ ist dementsprechend im Keller. Durch die maximale Verwendung von ZE-Holz in den Wohnkonzepten kann diesem Holz eine neue Verwendung gegeben werden. Die Nachfrage kann dadurch gesteigert werden, was sich wiederum positiv auf den Verkaufspreis auswirken wird.
Diese erhöhte Nachfrage wirkt sich auch positiv auf die Sägereien und ihre Auslastung aus.
Die Holzbaufirmen selbst können sich durch dieses Projekt neue Märkte bzw. neue Zielgruppen erschließen. Potenziellen Kunden sind die Flexibilität und auch der Nachhaltigkeits-Gedanke beim Hausbau sehr wichtig. Diese beiden Aspekte werden durch die flexiblen Wohnkonzepte bestens bedient, so dass sich dies positiv auf die Nachfrage (und dementsprechend auf den Absatz der Holzbauunternehmen) auswirken kann.
Insgesamt wird die regionale Wertschöpfung durch die vermehrte Verwendung des nachhaltigen Baustoffs Holz gefördert, trägt als neue Verwertungsform zu einer Entspannung des Holzmarktes bei und stärkt zudem die regionale Wirtschaft in Bayern.
Ökologie
Die erfolgreiche Entwicklung der nachhaltigen Hauskonzepte kann großen ökologischen und gesundheitlichen Nutzen bringen. Die Verwendung von ZE-Holz speichert den im Holz gebundenen Kohlenstoff über eine längere Zeit. Eine Verrottung oder eine energetische Verwertung würden diesen früher freisetzen und damit zu einem früheren Anstieg der THG-Emissionen in der Atmosphäre führen. Auf der Inputseite kann durch vermehrte Holzbauten zudem der Bedarf an mineralischen Baustoffen gesenkt werden und so auch an dieser Stelle Umweltentlastungen erzielen. Wenn natürlich auch neue Bauten aus Stein energieeffizient ausgestaltet werden können, ist zu erwarten, dass die strikte Nachhaltigkeitsorientierung bei der Entwicklung der flexiblen Wohnkonzepte auch zu hohen Standards in der Energieeffizienz und in der Folge auch in Bezug auf THG-Emissionen während der Gebäudenutzung führen wird. Diese werden durch vergleichsweise gesünderes Wohnen verstärkt. Flexible Anpassungen in der Nutzungsphase können zudem einfach und ohne größere Baumaßnahmen durchgeführt werden, so dass auch in dieser Lebenszyklusphase mit ökologischen Entlastungseffekten zu rechnen ist. Am Lebenszyklusende existiert dann die Möglichkeit von Kaskadennutzungen der Materialien mit einem vergleichsweise kleinen Anteil an zu entsorgenden Materialien.
Sozio-kulturelles Potenzial
Das Projekt birgt sehr großes sozio-kulturelles Potenzial, da die flexiblen Wohnkonzepte von Menschen in verschiedenen Lebensphasen genutzt werden können. Die Konzepte passen sich so zum einen den Bedürfnissen der jeweiligen Nutzer an. Zum anderen kann auch bei einem Wechsel das Wohnkonzept schnell variiert werden und somit auf die neuen Benutzer*innen angepasst werden. Der Wohnraum wird von den entsprechenden Gruppen optimal genutzt, wodurch die Wohnungsknappheit abgemildert wird. Bei einer Mietnutzung wird nur jene Fläche bezahlt, die auch tatsächlich genutzt wird. Bauinteressenten legen sich nur für einen begrenzten Zeitraum fest, und können ggf. Teile ihrer Immobilie z.B. auch vermieten, falls kein eigener Bedarf besteht. Das gewohnte soziale Umfeld kann lange erhalten bleiben, gelebte und geliebte soziale Strukturen können langfristig bestehen bleiben.

Projekt-Teil- Ergebnisse

Zwischenergebnis 2
Statusbericht Anfang 2023
Einzelne Bauteile im Kontext des Klimawandels und der Nachhaltigkeit
“Fenster” und “Dachziegel”:
Im Untersuchungsobjekt “Fenster” werden insbesondere die verschiedenen Materialien für die Fensterrahmen verglichen, nämlich Holz-Alu, PVC, reine Aluminiumrahmen und Holz-Rahmen. Die Analyse zeigt, dass Holz-Alu Fensterrahmen im Vergleich zu reinen Aluminiumrahmen und PVC-Fenstern in der Herstellungsphase vorteilhafter sind. Die Umweltwirkung von Holzfenstern hängt dann aber von der Häufigkeit des Streichens über die Lebensdauer ab. Bei einem realistischen Streichintervall von 10 Jahren sind sie ähnlich umweltfreundlich wie Holz-Alu-Fenster, während bei einem 5-jährigen Intervall die Umweltwirkung sogar höher ausfällt. Dennoch besteht hinsichtlich der Grundkonstruktion kein dringender Handlungsbedarf bezüglich der Fensterrahmen, da diese im Bedarfsfall einfach ausgetauscht oder anders geplant werden können.

Im Untersuchungsbereich “Dachziegel” werden die verschiedenen Alternativen für die Dacheindeckung untersucht, darunter klassische Dachziegel, Betonziegel, Alu-Trapezblech und Stahltrapezblech. Es wird betont, dass die Lebensdauer der Dachziegel eine entscheidende Rolle für die Nachhaltigkeit spielt. Das Bundeministerium für Wohnen gibt eine Lebensdauer von mehr als 50 Jahren für Dachziegel, Betonziegel und Alu-Trapezblech an, während verzinktes Trapezblech eine kürzere Lebensdauer hat. Die genaue Lebensdauer über 50 Jahre hinaus ist jedoch unbekannt, wodurch eine verlässliche wissenschaftliche Aussage zur Wahl der besten Alternative unmöglich erscheint.

Beide Kapitel betonen zwar die prominente Position von Fensterrahmen und Dachziegeln in Bezug auf Umweltwirkungen, wobei eine genaue Lebensdauer über die 50 Jahre hinaus notwendig ist, um fundierte Entscheidungen für die nachhaltigere Bauweise zu treffen. Es wird deutlich, dass die Langzeitperspektive bei der Betrachtung der Umweltauswirkungen von großer Bedeutung ist.

“Beton” und “Dämmstoffe”:
Im Untersuchungsfeld “Beton” wird die Bedeutung der Bodenplatte für die Umweltwirkung von Gebäuden überdeutlich. Es wird bereits an Alternativen gearbeitet, die das Potential haben, die Umweltwirkung zu verbessern. Eine einfache Möglichkeit ist beispielsweise der Einsatz von Streifenfundamenten mit einem Holzboden. Allerdings gibt es bei dieser Alternative Herausforderungen hinsichtlich des barrierefreien Zugangs, insbesondere auf ebenen oder ansteigenden Böden. Trotzdem ist es unerlässlich, nach Alternativen für die Bodenplatte zu suchen, um die Umweltauswirkungen zu reduzieren.

In diesem Kapitel werden verschiedene Dämmmaterialien untersucht. Hanfdämmung wird als größter Einflussfaktor identifiziert, jedoch gibt es Unsicherheiten aufgrund der Datenlage, da die Informationen aus einer separaten Veröffentlichung stammen und nicht vom Bereitsteller der Datenbank überprüft wurden. Es wird angemerkt, dass die Hotspotanalyse möglicherweise den Einfluss überschätzt, während die Endpoint-Analyse einen kleineren Einfluss feststellt. Dennoch wird betont, dass weitere Überprüfungen und die Evaluation von Alternativen notwendig sind.

Beton und Dämmstoff sind der Schlüssel zur Reduzierung der Umweltauswirkungen. Insbesondere für die Bodenplatte und verschiedene Dämmmaterialien suchen die Partner in dem Projekt Alternativen als Ansatzpunkte für eine nachhaltigere Bauweise. Die Preisfrage wird dabei ebenfalls berücksichtigt, da preissensible Alternativen, die dennoch umweltfreundlicher sind, von besonderem Interesse sind.

Handlungsempfehlungen für die Branche

Sparsame Verwendung von Beton
Weniger Beton zu nutzen, verbessert die Nachhaltigkeit. Streifenfundamente sind eine gute Alternative zur klassischen Bodenplatte, und auch andere Gründungen wie Pfahlgründungen bieten Potenzial.
Alternative Dämmstoffe
Zellulose, ein Recyclingprodukt aus Papier, schneidet besser ab als mineralische Dämmstoffe. Da der Rohstoff begrenzt ist, bieten auch Materialien wie Baustroh gute umweltfreundliche Alternativen.
Lebenszyklus mitdenken
Nachhaltige Baustoffe sollten nicht nur günstig in der Herstellung sein, sondern auch leicht entsorgt werden können. Eine durchdachte Planung hilft, Umweltauswirkungen und Kosten zu reduzieren.
Rohstoffverfügbarkeit
Trotz reicher Wälder ist Holz begrenzt. Effiziente Nutzung schützt vor Preisschwankungen und fördert nachhaltige Waldbewirtschaftung. Bei Waldumbau könnte Holz im Bauwesen langfristig sinnvoll eingesetzt werden.
Kohlenstoffspeicherung
Holz im Bau bindet Kohlenstoff und hilft so im Kampf gegen den Klimawandel. Je mehr Holz in langlebigen Produkten verwendet wird, desto größer der positive Effekt.
Flexibilität fördern
Flexible Gebäude bieten langfristig Vorteile. Modulare Konzepte, die sich an veränderte Bedürfnisse anpassen, sollten durch clevere Planung und Skaleneffekte für viele erschwinglich werden.
Nutzung von Käferholz
Käferholz ist ökologisch und regional verfügbar. Bauunternehmen sollten es stärker nutzen, um CO2-Emissionen und Transportwege zu reduzieren.
Vermarktungsstrategien für Holz
Holz und flexible Bauweisen sind noch zu wenig bekannt. Marketingstrategien sollten die ökologischen und ökonomischen Vorteile betonen und Vorbehalte, etwa beim Brandschutz, abbauen. Besonders Architekten sollten gezielt angesprochen werden.

Handlungsempfehlungen für die Politik

Förderung des Holzbaus
Holzbau ist nachhaltiger als mineralische Bauweisen und sollte politisch unterstützt werden, etwa durch bessere Regelungen und Förderprogramme. Regionales Holz und die CO₂-Speicherung in Gebäuden verstärken den positiven Klimaeffekt.
Flexibles Bauen fördern
Flexible Bauweisen sind umweltfreundlicher und kostengünstiger über den Lebenszyklus hinweg. Regulatorische Erleichterungen und Förderprogramme könnten diese Bauweise voranbringen und den Wohnungsmarkt entlasten.
Anreize für nachhaltiges Bauen
Politik sollte nachhaltige Baumaterialien wie Käferholz durch steuerliche Vorteile und Subventionen fördern.
Bildung und Bewusstsein
Informationskampagnen und Bildungsprogramme können das Umweltbewusstsein im Bauwesen stärken und die Akzeptanz für Holzbau und flexible Bauweisen erhöhen.

Partner aus Wissenschaft und Marketing

Lehrstuhl für Marketing und Management Nachwachsender Rohstoffe
Die Entwicklung nachhaltiger Technologien und ihre wirtschaftliche Umsetzung sind die beiden großen Themen, die der TUM Campus Straubing als sogenanntes „Integrative Research Center“ der Technischen Universität München (TUM) in Kooperation mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) zusammenführt. Beide Universitäten sind im Projekt FleWoKo vertreten.
Von Seiten der HSWT beschäftigt sich die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Klaus Menrad vom Fachgebiet für Marketing und Management Nachwachsender Rohstoffe mit der Konsum- und Marktforschung auf den Gebieten der Nachwachsenden Rohstoffe, der Erneuerbaren Energien, dem Gartenbau, der Landwirtschaft und dem Lebensmittelbereich. Gegenstand der Forschung sind dabei zum Beispiel die Nutzung Nachwachsender Rohstoffe, die daraus gewonnenen Produkte und deren Vermarktung. So werden Einstellungen, Erfahrungen, Wissen, Akzeptanz zu Produkten oder Anwendungen aus den Gebieten der grünen Branche erforscht. Hierbei werden verschiedene sozialwissenschaftliche quantitative (z.B. (Online-) Befragungen, Auktionen) und qualitative Erhebungsmethoden wie z.B. Gruppendiskussionen, Expertengespräche oder Eye-Tracking angewandt.
Professur Circular Economy
Die Professur Circular Economy der Technischen Universität München unter der Leitung von Prof. Dr. Magnus Fröhling beschäftigt sich mit Kreislaufwirtschafts- und Bioökonomiesystemen. Es werden interdisziplinäre Methoden zur Analyse, Bewertung und Design dieser auf der Ebene von Technologien, Unternehmen sowie in Wertschöpfungsketten und Kreisläufen entwickelt. Hierbei werden quantitative Methoden wie das Life Cycle Assessment (LCA), die techno-ökonomischen Bewertung (TEA) sowie der mathematischen Optimierung / des Operations Research verwendet und mit modernem Ansatz des Entrepreneurship verknüpft. Betrachtet werden etwa Technologien für das Recycling in rohstoff- und energieintensiven Industrien, Konversionstechnologien und Nutzungskonzepte für biogene Rohstoffe, regionale Produktions- und Recyclingnetzwerke / industrielle Symbiosen sowie globale Stoffkreisläufe.
C.A.R.M.E.N. e.V.
C.A.R.M.E.N. e.V., die bayerische Koordinierungsstelle für Nachwachsende Rohstoffe, Erneuerbare Energien und nachhaltige Ressourcennutzung, übernimmt die Öffentlichkeitsarbeit rund um das Projekt FleWoKo. Das Netzwerk ist Teil des Kompetenzzentrums für Nachwachsende Rohstoffe (KoNaRo) in Straubing. C.A.R.M.E.N. e.V. bündelt Informationen und bietet kostenfreie, neutrale Beratung für alle Interessengruppen. Ein wichtiger Teil der Themen von C.A.R.M.E.N. e.V. umfasst die umfangreiche stoffliche Nutzung Nachwachsender Rohstoffe. Dabei hat C.A.R.M.E.N. e.V. die komplette Wertschöpfungskette im Blick. Die Einbeziehung bioökonomischer Prinzipien steht im Fokus.

Partner aus der Praxis

Wissenschaftliche Forschung ist doppelt so wertvoll, wenn Firmen als Praxispartner zum Gelingen beitragen und wenn die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse für die Praxis hilfreich sind. Wir sind daher außerordentlich froh über die Zusammenarbeit mit den drei Firmen Gruber Holzhaus GmbH, Haas Fertigbau und der Zimmerei Köck.

Gruber Holzhaus GmbH
Gruber: „Architektur zum Leben“

Angefangen hat alles als Zimmerei. Der Zimmerermeister Alois Gruber machte sich 1963 selbständig und setzte damit den Grundstein für die Unternehmensgruppe Gruber. Der hohe Qualitätsanspruch zusammen mit dem Selbstverständnis als Dienstleister führte zur Bündelung wichtiger Gewerke im Ausbau. Der Schritt in Richtung schlüsselfertigem Hausbau war damit getan. Als innovatives Handwerksunternehmen fertigten wir zunächst Profilhäuser mit hohem Energiestandard. Aber aufgrund der eigenen Wurzeln im Holzhandwerk und den hohen Ansprüchen an nachhaltige und wohngesunde Werkstoffe, begannen wir, in Holzständerbauweise zu produzieren.

Von Anfang an setzten wir beim Holzhausbau auf beste Energiestandards. 1999 wurde das erste zertifizierte Passivhaus in ganz Ostbayern gebaut. Im Jahr darauf entstand das erste Naturholzhaus mit Plus-Energie-Standard. Und als Vorreiter in Sachen Energieeffizienz haben wir bereits 2011 zusätzlich zu Photovoltaikanlagen Stromspeichertechniken integriert.

Haas Fertigbau GmbH
Haas: „Unser Anspruch, Ihr Gewinn!“

Seit 1972 steht der Name Haas für exzellente Qualität, gelebte Kundennähe, Kompetenz und Leistungsfähigkeit im modernen Holzfertigbau. Wir planen auf Basis tausender realisierter Projekte, produzieren auf industriellem Qualitätsniveau und errichten unsere Projekte inklusive aller gewünschten Gewerke in kürzester Bauzeit, im geplanten Zeit- und Kostenrahmen. Egal ob es sich bei Ihrem Traumobjekt um ein kompaktes Einfamilienhaus, eine luxuriöre Villa, eine repräsentative Firmenzentrale, eine Wohnanlage als Renditeobjekt oder ein funktionales Gebäude für artgerechte Tierhaltung handelt, Haas begleitet Sie von der ersten Idee bis zur Schlüsselübergabe und gerne darüber hinaus: präsent, vorrausschauend und fair.

50.000 realisierte Projekte seit 1972 sprechen für sich, tausende zufriedene Kunden bestätigen unser Leistungsversprechen. Wir begreifen es als Glück, Menschen seit über 45 Jahren in die eigenen vier Wände zu begleiten. Dabei wissen wir, dass Sie beim Träumen keine Hilfe brauchen – wohl aber bei der Umsetzung.

Holzbau Köck
Köck: „Ästhetische Ergebnisse durch klare Konstruktion“

Von Carports und Geräteschuppen über Dachsanierungen und Dachstuhlbau bis zum 100 % Holz Massiv Haus. Wir bieten das komplette handwerkliche Zimmererspektrum. Dabei übernehmen wir auch Gerüst-, Spengler- und Dachdeckerarbeiten.

Neben den üblichen Zimmererarbeiten steht Holzbau Köck für ausgefallene Holzkonstruktionen. Dabei beschäftigen wir uns sowohl mit gebogenen Dachflächen und Faltsystemen als auch mit ökologisch optimierten Häusern aus Massivholz und Energiekonzepten. Angefangen von der Planung über den Rohbau bis hin zum Innenausbau begleiten wir Sie in sämtlichen Bauphasen Ihres neuen Eigenheims. Bevorzugt werden ökologische Baustoffe wie Massivholz, Hanf, etc. verbaut.

Die Praxispartner hoffen auf diese Effekte:

  • Erschließung neuer Zielgruppen für die Holzbauwirtschaft
  • Branchenweit nutzbare Marketinginstrumente zur Steigerung der Holzbauquote
  • Langfristige und stabile Steigerung der Holzbauquote
  • Mehrwert für die regionale Forstwirtschaft aus der Schaffung neuer und der Steigerung bestehender Verwendungsoptionen regionalen Holzes
  • Neue Argumente für die Holzverwendung im Hausbau

Aufgaben der Partner im Projekt:

  • Planerische Umsetzung der Wohnkonzepte mit den Partnern
  • Planung und Umsetzung der Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit
  • Mitwirkung bei der Sammlung von Ansprüchen und Gestaltungsfaktoren an Häuser für verschiedenen Lebenssituationen 
  • Mitwirkung an Workshops
  • Zur Verfügung stellen der im Rahmen des Projektes erworbenen Planungs- und Kalkulationsunterlagen
  • Mitwirkung an Cost-Benefit-Analysen im Hinblick auf Energieeffizienz und Klimaschutz unter Berücksichtigung weiterer Umwelt- und Nachhaltigkeitskriterien
  • Mitwirkung an der Abschätzung des Beitrags zur Reduzierung von CO<sub>2</sub>-Emmissionen beim Hausbau
  • Mitwirkung an der Potenzialanalyse für die Verwendung von Holz aus zufälligen Entnahmen
  • Mitwirkung am Ausformulieren und der Umsetzung von Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit zur Multiplikation der Erkenntnisse

Presse & Projekt-News

Wissenstransfer

Wissenschaftlicher / technischer Mehrwert
Das Projekt untersucht neue Methoden zur Nachhaltigkeitsbewertung durch die Integration von Stakeholder-Erwartungen mittels so genannter multi-kriterieller Bewertungsansätze. Diese zielen darauf ab, speziell flexible Wohnkonzepte zu bewerten und anschließend zu verbessern. Wir erwarten neue Erkenntnisse zu den CO2-Speichereffekten einzelner Baugruppen und zu den Nachhaltigkeitswirkungen der gesamten Konzepte. Ergänzend werden Wohnpräferenzen von zwei wichtigen Bevölkerungsgruppen untersucht.
Praxisnutzen
Das Projekt hat einen großen Nutzen für die Holzbaubranche und die damit verbundenen vor- und nachgelagerten Ketten. Durch die Konzeption von flexibel einsetzbaren Wohnkonzepten (AP1) und auch aufgrund der Potenzialanalyse für solche Konzepte (AP3) wird für die Praxis in Vorleistung gegangen. Die beteiligten Unternehmen (aber auch andere Anbieter der Branche) können zum einen die flexibel einsetzbaren Wohnkonzepte umsetzen. Zum anderen werden die Chancen einer erfolgreichen Markteinführung aufgrund der Potenzialanalyse erhöht.
Nutzbarkeit der Forschung
Der gewählte Ansatz des Projektes, unter Einbindung von Stakeholdern, Wissenschaft und Praxis neue nachhaltige Produkte zu entwickeln, lässt sich auch auf andere Bereiche übertragen. Naheliegend ist die Übertragung auf weitere Bereiche des Wohnungsbaus. Spannend wäre hier die Übertragung nicht nur auf langlebige Produkte zu untersuchen, sondern auch auf Produkte mit mittleren (etwa weiße Ware) oder kurzen Lebensdauern. Auch hier kann der in diesem Vorhaben verwendete Ansatz als innovatives Verfahren der Prozessverbesserung eingesetzt werden.
Weiterführende Literatur

Fördermittelgeber