Vom Baum zum Bau – Beitragsreihe

C.A.R.M.E.N. e.V. steht für die nachhaltige Nutzung Nachwachsender Rohstoffe (NawaRo). Nachhaltig Leben und Wirtschaften heißt, ökologische, sozial-gesellschaftliche und ökonomische Aspekte in Einklang zu bringen. Mit dem Holz als mengenmäßig wichtigsten Rohstoff liefert der Wald den Schlüssel für eine biobasierte Kreislaufwirtschaft. In unserer mehrteiligen Beitragsreihe beleuchten wir verschiedene Stationen und Herausforderungen entlang der Liefer- und Wertschöpfungskette.

Teil 1: Waldumbau – Pflanzen oder ungesteuert wachsen lassen?

Der Wald gilt als wichtiger Klimaretter. Gleichzeitig ist er in besonderem Maße vom Klimawandel betroffen. Hohe Temperaturen, geringe Niederschläge und Starkwindereignisse sind eine toxische Kombination. Wenn dann noch eine massenhafte Insektenvermehrung oder ein Waldbrand folgen, sind einzelne Waldflächen schnell in ihrer Existenz bedroht. Waldumbau ist die von Menschen unterstützte Entwicklung des Waldes hin zu gemischten und gestuften Wäldern. Beides reduziert das Risiko für den Wald: Die Mischung verschiedener Baumarten mit unterschiedlichen Ansprüchen an Boden und Klima und das Nebeneinander von jungen und alten Bäumen lassen den Wald besser auf Extremereignisse reagieren (Resilienz/Erholung von Ereignissen) und machen ihn weniger anfällig für Schadinsekten (Resistenz). Diese Risikostreuung sorgt gleichzeitig für eine dauerhaft hohe Kohlenstoffspeicherleistung im Wald.

Umfrageergebnisse Waldnutzung

Nichtstun ist keine Strategie, sondern eine Lotterie
Je nachdem in welcher Phase des Wachstums sich der jeweilige Wald befindet, kann die „Nichts-tun-Strategie“ erfolgreich im Hinblick auf den Waldumbau sein, sie kann aber auch zur Stagnation des Wachstums führen oder den Wald gar zur Kohlendioxidquelle machen. Unterbleibt die Unterstützung für die Waldanpassung an das zu erwartende Klima, werden die Waldbestände anfälliger und laufen sogar Gefahr, Kohlendioxid durch natürliche Umsetzungsprozesse an die Atmosphäre abzugeben. Darüber hinaus würde ein Bewirtschaftungsverzicht zuerst die von Totholz abhängigen Arten einseitig fördern. Soll die Biodiversität über alle Arten gesteigert werden, gilt es ein Nebeneinander von möglichst vielen verschiedenen Wuchsbedingungen zu schaffen. Ohne gezieltes Pflanzen kommen primär Baumarten nach, die schon da sind bzw. da waren. Umbau heißt aber, dass wir zukunftsfähige, neue Baumarten brauchen.

Nachhaltige Waldnutzung: Ein wichtiges Instrument
Waldbewirtschaftung und Natur- bzw. Klimaschutz sind per se keine Gegensätze, sondern zwei Seiten derselben Medaille. Wichtig ist eine flächendeckend nachhaltige Waldnutzung, die im Einklang mit Klimaschutzzielen und dem Naturschutz erfolgt. Dazu gehören z.B. auch eine maßvolle Erhöhung der Holzvorräte oder eine Vernetzung der bereits etablierten Nationalparks und geschützten Waldflächen durch ein „Schutznetz“. Die Arbeit für den dringenden Waldumbau leisten die Waldeigentürmer. Sie tragen auch die Kosten für Pflanzungen, Bestandspflege, Wegeunterhalt, den Schutz junger Pflanzen etc. Die einzige Einnahmequelle, die diese Jahrzehnte lange Aufwendungen deckt, ist der Holzverkauf. Die Wälder gezielt umzubauen und dabei den Nutzenden die Perspektive der ökonomischen Holznutzung zu erhalten, ist daher unbedingt notwendig (Motivation) und schafft darüber hinaus die Möglichkeit, das Oberziel Kohlendioxid-Reduktion über den Wald hinaus gesamtbilanziell zu erreichen. So kann etwa durch die Holzverwendung im Bauwesen zusätzlicher Kohlenstoff über Jahrzehnte gebunden werden, wodurch die Kohlenstoffspeicherfunktion des Gesamtsystems Baum-Wald-Holznutzung verlängert wird.