Keine Holzenergie ist auch keine Lösung

Warum wir mittelfristig auf die Nutzung von Energieholz nicht verzichten können und auch nicht sollten

Die Nutzung von Holz zur Energiegewinnung gerät in Deutschland und Europa zunehmend in die Kritik. Ungerechtfertigterweise, denn ohne Holzenergie sähe unsere Klimabilanz noch viel schlechter aus. Bessere Alternativen in ausreichender Menge sind derzeit nämlich nicht vorhanden. Ein Kurz-Plädoyer gegen Einschränkungen der Nutzung von Holz aus heimischen Wäldern.

Die Nutzung von Holz aus unseren Wäldern macht Sinn

Die vermehrte Stilllegung von Waldgebieten in Deutschland bringt dem Klimaschutz keine Vorteile

Es herrscht allgemeiner Konsens, dass Holzprodukte und insbesondere der Holzbau eine sehr wirksame Möglichkeit darstellen, Kohlenstoff zu speichern und fossile CO2-Emissionen durch Substitutionseffekte einzusparen. Es gibt keine bessere Möglichkeit, als den Rohstoff hierfür aus den heimischen Wäldern bereitzustellen, denn in Deutschland ist eine nachhaltige Waldbewirtschaftung gesetzlich vorgeschrieben und wird seit mehr als 300 Jahren praktiziert. Kurze Wege minimieren zudem Treibhausgasemissionen durch Transporte und die regionale Wertschöpfung wird gestärkt. Stilllegungen in Deutschland schwächen somit entweder den CO2-Speicher „Holzprodukte“ oder verlagern die Holzernte ins Ausland. Beides ist für den Klimaschutz kontraproduktiv. Außerdem gibt es keine Hinweise darauf, dass die in den letzten Jahrzehnten in Deutschland praktizierte Waldbewirtschaftung der Artenvielfalt geschadet hätte.

Die Entscheidung zur Ernte des Holzes muss flächenspezifisch getroffen werden

Bei der letzten Bundeswaldinventur befanden sich die Holzvorräte in Deutschland auf Rekordhöhe. Wegen Trockenheit und vermehrtem Insektenbefall in den letzten Jahren und der damit verbundenen zwangsläufigen Ernte ist davon auszugehen, dass sie perspektivisch zurückgehen. Daraus darf aber nicht der Schluss gezogen werden, dass nun in ganz Deutschland weniger Holz eingeschlagen werden sollte. Der Kahlschlag einer Waldfläche beispielsweise im Harz aufgrund von Dürre- und Borkenkäferschäden kann holzvorratsmäßig durch die Stilllegung einer Fläche im Voralpenland nur geringfügig und sehr kurzfristig kompensiert werden! Das erhöhte Schadensrisiko und die verringerten Zuwächse durch die Nicht-Nutzung werden den Effekt innerhalb kurzer Zeit ins Negative verkehren. Eine generelle Einschränkung der Erntemengen aufgrund nationaler Kennzahlen ist somit nicht zielführend.

Die energetische Nutzung von Restholz macht Sinn

Energieholz ist ein Koppelprodukt der stofflichen Holznutzung

Nahezu alle Energieholzsortimente fallen direkt oder indirekt bei der Produktion von stofflich nutzbarem Holz an. Durchforstungsholz ergibt sich bei der Waldpflege, die Kalamitätsschäden entgegenwirkt und den Anteil an hochwertigem Nutzholz erhöht. Bei jedem Stammholzeinschlag fallen Erntereste im Wald an. Im Sägewerk entstehen beim Einschnitt nicht unerhebliche Mengen an Resthölzern und Sägespänen, die Grundstoff für Holzpellets sind. All dieses Holz ist also bereits geerntet und würde ungenutzt bzw. zurückgeführt in den Wald das gespeicherte CO2 eher früher als später wieder freigeben. Ein Nutzungsverzicht kann also bestenfalls die Freisetzung zeitlich verzögern, während die energetische Nutzung aktuell und auch mittelfristig hilft, zusätzliche fossile Emissionen erst gar nicht entstehen zu lassen.

Alle Alternativen im Gebäudebestand belasten das Klima derzeit mehr

Eine Alternative zur Wärmegewinnung aus Holz ist nur dann besser für das Klima, wenn deren CO2-Emissionen zuzüglich der CO2-Emissionen aus der Verrottung des nicht genutzten Holzes niedriger sind als die der Verbrennung von Holz.
Bei fossilen Brennstoffen ist das offensichtlich nicht der Fall. Aber auch die regenerativen Möglichkeiten sind noch begrenzt. Die Mengen an Biomethan und erneuerbarem Wasserstoff sind in absehbarer Zeit zu gering und auch zu teuer, um großflächig zur Gebäudebeheizung eingesetzt zu werden. Solarthermie liefert im Sommerhalbjahr gute Erträge und ist somit eine sinnvolle Ergänzung, für die eigentliche Heizperiode ist sie jedoch keine Alternative. Bleiben noch Wärmepumpen: Der Anteil erneuerbaren Stroms lag auch 2021 noch immer unter 50 % und somit ergeben sich auch hier im Mittel höhere Treibhausgasemissionen als bei der Nutzung von Holz. Eine kleine Rechnung zeigt das eindrucksvoll: Die CO2-Emissionen des deutschen Strommixes liegen aktuell bei 420 g/kWh, die von Holzwärme je nach Anwendungsfall zwischen 27 und 91 g/kWh. Eine Wärmepumpe muss damit also mindestens eine Jahresarbeitszahl von 4,6 erreichen, um das Klima weniger zu belasten als Wärme aus Holz. Im Gebäudebestand wird aber durchschnittlich nur die Jahresarbeitszahl 3 erreicht. So wichtig und richtig Wärmepumpen für die Wärmewende sind: Wärme aus Holz bleibt bis auf Weiteres unverzichtbar, wir brauchen beide Technologien für eine Gelingen der Wärmewende.

Fazit

Eine Wärmeerzeugung rein auf der Basis von Strom und erneuerbaren Gasen ist eine erstrebenswerte Perspektive, aber derzeit leider auch noch nicht viel mehr als das. Ein Verzicht auf die energetische Nutzung von nachhaltig erzeugtem heimischen Holz hat so lange negative Auswirkungen auf das Klima (und auf die Versorgungssicherheit sowie den Wirtschaftsstandort Deutschland), bis ausreichend alternative erneuerbare Energieträger verfügbar sind. Davon sind wir aber leider noch weit entfernt, deren Anteil liegt aktuell noch unter 15 %.

Weitergehende Informationen zu diesem Thema:

Energetische Holzverwendung: Ist die Kritik berechtigt? (LWF)
Wald.Holz.Energie – Kohlenstoffsenke Holzwirtschaft (ÖBMV)
Positionspapier Energieholznutzung und Klimaschutz (C.A.R.M.E.N. e.V.)