Stroh kann viel!

„Das Material der Zukunft“ – unter diesem Motto fanden am 13. und 14. September 2022 zum ersten Mal die Strohballenbautage in Bayreuth statt. Rund 90 Teilnehmende und Referierende kamen zum Austausch zusammen. Zentrale Themen waren neben zahlreichen Beispielen aus der Baupraxis auch der aktuelle Stand der Forschung zum lasttragenden Strohballenbau.

Vom „normalen“ Einfamilienhaus über Modulbauweisen und Luxusbauten bis hin zu Maschinenhallen im XXL-Format, mit ihren eindrucksvollen Projekten zeigten die beiden Praktiker Virko Kade und Werner Schmidt, welche Bauten mit Strohballen entstehen können, was es beim Bau zu beachten gibt und welche Technik sich für welches Vorhaben eignet. Auch das Architektenteam der Ziegelhof-Architektur GbR spielte anhand ihrer eigenen Arbeit Planungs-, Genehmigungs- und Bauprozesse durch, um so wertvolle Hilfestellungen zu geben. Anton Huber, als Referent des Bayerischen Bauernverbands, betonte die Wertigkeit des Strohs als Rohstoff und plädierte dafür, die Landwirte schon in der frühen Planungsphase miteinzubinden.

Mit Nachwachsenden Rohstoffen zu bauen, heißt den Kohlenstoff für Jahrzehnte – und länger – im Produkt zu speichern. Das gilt für den Holzbau, wie für den Strohballenbau, erklärte Alexander Schulze von C.A.R.M.E.N. e.V. Seine Anfänge hatte der lasttragende Strohballenbau um 1900 im Süden der USA. In Ermangelung an Alternativen wurden die Ballen ursprünglich nur als Provisorium verwendet, überzeugten aber schnell als vollwertiger Bau- und Dämmstoff, wurden verputzt und die Häuser halten sich teilweise bis heute. In Deutschland gewann die Bauart mit der internationalen Strohbaukonferenz 1993 an Bedeutung. 2002 gründete sich der Fachverband Strohballenbau Deutschland e.V. (FASBA), der mit seiner Grundlagenarbeit eine bauaufsichtliche Zulassung für den Baustoff erreichte.

Derzeit gibt es weitere Forschungsprojekte – unter anderem in Zusammenarbeit mit der Bauhaus Universität Weimar und der dort angesiedelten Materialforschungs- und -prüfanstalt MFPA Weimar, um standardisierte Materialleitlinien zu entwickeln. Einige der durchgeführten Versuche und Berechnungen zum Tragwerksverhalten und der Bauphysik wurden von Dipl.-Ing. Christopher Taube und Dr.-Ing. Stefan Helbig vorgestellt. Wie sich Strohballen unter großer Last verhalten, untersucht auch Luisa Molari an der Universität Bologna.

Neben den fachlichen Inhalten hatte die Veranstaltung einen starken Netzwerkcharakter. Ziel der Tagung war es die Pioniere der Branche zusammenzuführen und damit neue zukunftsweisende Wege für den lasttragenden Strohballenbau zu entwickeln. Die Veranstaltung wurde von der Universität Bayreuth unter inhaltlicher Mitwirkung von FASBA e.V., C.A.R.M.E.N. e.V. und der Ziegelhof-Architektur GbR sowie mit Unterstützung von FTT, der Bauhaus Universität Weimar und MFPA Weimar organisiert.

Weitere Informationen zur Veranstaltung sowie zum Programm finden Sie hier.