Heizungsmodernisierung – ein Kostenvergleich

Steht eine Erneuerung des Heizsystems an, so kann der Hausbesitzer heutzutage aus einer Vielzahl von Heizungstechnologien wählen. Die Entscheidung ist alles andere als einfach, denn eine neue Heizanlage ist eine langfristige Investition, die gut überlegt sein will. Sind grundlegende Fragen geklärt – beispielsweise die richtige Dimensionierung nach Wärmebedarf und Heizlast des Gebäudes oder die Möglichkeit eines Nahwärmeanschlusses – so steht meist die Frage im Raum:

Welches Heizsystem ist das günstigste?

Bei der Beantwortung dieser Frage ist die reine Betrachtung der Brennstoffkosten ebenso wenig aussagekräftig wie ein alleiniger Vergleich der Anschaffungskosten. Hohe Investitionen können sich schnell amortisieren, wenn der Energieträger günstig ist und das Heizsystem niedrige Betriebs- und Wartungskosten erwarten lässt. Es gilt, eine Vollkostenrechnung aufzustellen!

Heizkostenvergleich – ein Beispiel

Ein beispielhafter Vergleich für ein typisches Einfamilienhaus aus den 90iger Jahren, das bisher mit Heizöl beheizt wurde, zeigt Tendenzen und Einflussfaktoren bei alternativen Heizsystemen auf. Der alte Ölkessel wird ersetzt. Die jährlichen Vollkosten sind aufgeteilt in folgende Kostenblöcke:

  • Kapitalgebundene Kosten (Annuität)
  • Bedarfsgebundene Kosten (Brennstoffkosten, Strom)
  • Betriebsgebundene und sonstige Kosten (Kaminkehrer, Instandhaltung, Gebühren)

Als aktuelle kostenrelevante Positionen werden zusätzlich dargestellt:

  • Die Reduzierung der kapitalgebundenen Kosten durch mögliche Investitionszuschüsse aus der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG)
  • Die Erhöhung der bedarfsgebundenen Kosten durch die aktuelle Entwicklung der Preise für Energieträger im Vergleich zum Vorkriegsniveau

Wir fassen die wichtigsten Aussagen des Vergleichs zusammen:

  • Wärme hat ihren Preis
    Die jährlichen Heizkosten der betrachteten Varianten liegen bei aktuellen Energieträgerpreisen zwischen 4.100 und 5.000 Euro. Daraus errechnen sich Wärmegestehungskosten von ca.16 bis 20 Cent pro Kilowattstunde. Nach weitgehender Beruhigung der Brennstoffmärkte streuen die Vollkosten bei statischer Betrachtung nicht mehr so stark wie in den vergangenen zwei Jahren. Obwohl fossile Gasheizungen mit die höchsten Brennstoffkosten aufweisen, profitieren sie derzeit nach wie vor von niedrigen Investitionskosten. Unter den regenerativen Heizsystemen schneiden der Anschluss an ein zentrales Wärmenetz sowie Varianten mit Wärmepumpe und PV-Eigenversorgung am günstigsten ab. 
  • Energiekosten haben ein neues Niveau erreicht
    Die Preise für fossile Energieträger, Strom und Holzbrennstoffe scheinen sich auf einem neuen Preisplateau einzupendeln. Über alle Energieträger hinweg liegt dieses deutlich über dem Niveau der Vorkriegsjahre. Die höchste Teuerungsrate ist bei den fossilen Brennstoffen zu beobachten. Auch Scheitholz hat aufgrund der gestiegenen Nachfrage stark zugelegt, allerdings sind hier große regionale Preisunterschiede vorhanden.
  • Gebäudeenergiegesetz (GEG) verpflichtet zum Einbau regenerativer Heizsysteme
    Wer ab 01.01.2024 eine neue Heizung braucht, darf nur noch vorübergehend im Rahmen der Übergangsfristen des GEG fossile Energieträger als Hauptbrennstoff nützen. Die ersten drei Varianten des Heizkostenvergleichs mit Heizöl oder Erdgas sind somit im Grundsatz über die Lebensdauer dieser Anlagen nicht GEG-konform und damit nicht zukunftsfähig. Ein steigender Anteil an erneuerbarer Wärme ist verpflichtend, ab 2045 schreibt das Gesetz einen Anteil von 100 % vor. Holzbrennstoffe gelten ohne Einschränkungen als erneuerbarer Energieträger im Sinne des GEG.
  • Bundesförderung senkt Heizkosten deutlich – Hybridsysteme benachteiligt
    Alle regenerativen Heizsysteme profitieren von der aktuellen Förderpolitik. Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) ist seit 2024 wieder technologieoffen ausgestaltet und setzt sowohl bei Wärmepumpen als auch bei Holzfeuerungen hohe Förderanreize bis zu 70 %. Allerdings wurde die Förderhöchstgrenze je Wohneinheit so stark abgesenkt, dass Heizsysteme mit hohen Investitionskosten gegenüber geringinvestiveren Varianten an Attraktivität verloren haben. Dies wird bei einem Vergleich von Wärmepumpen mit Energiequelle Luft und Sole sehr deutlich. Darüber hinaus schneiden aufgrund der Förderpolitik auch Hybridvarianten mit Solarthermie aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht mehr so gut ab.
  • CO2-Bepreisung verteuert langfristig fossile Heizsysteme
    Der CO2-Preis auf fossile Brennstoffe wie Heizöl und Erdgas wirkt sich im Laufe der Lebensdauer der Heizanlage deutlich auf die Heizkosten aus. Im Betrachtungsjahr 2024 beträgt er 45 €/t CO2. Damit hat er den Brutto-Marktpreis von Heizöl bereits um 14,33 Cent pro Liter erhöht und Erdgas um 0,97 Cent/kWh verteuert. In unserem Berechnungsbeispiel führt allein die CO2-Steuer bei Heizvarianten mit fossilem Brennstoff im Jahr 2024 zu jährlichen Mehrkosten zwischen 270 und 420 €.  Prognosen gehen davon aus, dass der CO2-Preis bis 2030 um das 2- bis 3-fache steigen wird.
  • Wärmepumpe oder Pelletheizung sind eine Alternative zu Öl
    Wer langfristig investiert und auf eine Wärmepumpe setzt, kann unter den derzeitigen Marktverhältnissen vergleichsweise niedrige Heizkosten erreichen. Eine Wärmepumpe kann ihre Vorteile im Gebäudebestand aber nur dann ausspielen, wenn Heizkörper und Warmwasserbereitung auf Niedertemperatur-Betrieb hin optimiert werden. Im besten Fall erfolgt eine energetische Sanierung des Gebäudes mit Einbau von Flächenheizungen. Eine Pelletheizung verursacht unter den derzeitigen Marktverhältnissen zwar höhere Kosten als eine Wärmepumpe, stellt aber keine Ansprüche an die Gebäudesubstanz und an das Temperaturniveau des Heizverteilsystems. Sie ist daher im unsanierten Altbau eine bewährte Alternative ohne Effizienzrisiken.
  • In der Sektorenkopplung liegt die Musik
    Eine PV-Anlage auf dem Dach mit einem Batteriespeicher im Keller zum optimierten Eigenverbrauch kann angesichts steigender Preise für Netzbezugsstrom und niedriger Stromgestehungskosten einer Dachanlage dabei helfen, die Energiekosten im Zaum zu halten.  Wird überschüssiger PV-Strom nicht nur ins Netz eingespeist, sondern auch zum Antrieb einer Wärmepumpe genutzt, so zeigen die Berechnungen, dass sich die jährlichen Heizkosten signifikant reduzieren. PV und Wärmepumpe sind ein starkes Team!
  • Nahwärme – eine Chance, die nicht verpasst werden sollte
    Der Anschluss an ein regenerativ gespeistes Nahwärmenetz – sofern vor Ort schon vorhanden oder geplant – ist eine preisstabile und klimafreundliche Möglichkeit zu heizen, ohne hohe Anfangsinvestitionen tätigen zu müssen. Das zeigt der Preisvergleich. Von den Energiepreiskapriolen der vergangenen Jahre waren die meisten Nahwärmekunden relativ wenig betroffen. Der Ausbau von Wärmenetzen ist ein politisches Ziel und wird auch über Förderprogramme attraktiv gemacht. Die seit 2024 verpflichtende Wärmeplanung auf kommunaler Ebene gibt Bürgern spätestens ab 2028 Planungssicherheit, ob in ihrem Wohngebiet zukünftig eine zentrale Wärmeversorgung vorgesehen ist, oder nicht. Eine Verpflichtung zum Anschluss an ein Wärmenetz soll es allerdings nicht geben.

Generell können die Vollkosten eines Heizsystems nur mit individuellen Angeboten von Heizungsbaufirmen seriös kalkuliert werden. Auch stellt ein Vergleich verschiedener Technologien eine Momentaufnahme dar, denn niemand kann vorhersagen, wie sich die Preise für Heizöl, Erdgas, Holzbrennstoffe oder Strom entwickeln werden. Aktuelle ordnungspolitische Maßnahmen, wie die progressive CO2-Abgabe auf fossile Brennstoffe oder das angekündigte Einbauverbot von neuen Öl- oder Gasheizungen als Hauptwärmeerzeuger spielen zudem eine wichtige Rolle.

Weitere wichtige Entscheidungskriterien beim Heizungstausch

Kosten sind jedoch nicht alles! In unserer Informationsschrift zum Heizkostenvergleich werden weitere Bewertungskriterien erläutert und die Vor- und Nachteile verschiedener Heizungsvarianten zusammengefasst.

Wer die Erneuerung der alten Heizanlage zu lange vor sich herschiebt, lebt mit dem Risiko, sich z.B. bei einem Defekt von heute auf morgen für ein neues Heizsystem entscheiden zu müssen. Das sind keine guten Voraussetzungen für ein so komplexes Thema. Es ist daher empfehlenswert, sich frühzeitig mit der Heizungsmodernisierung auseinander zu setzen und sich von unabhängigen Experten beraten zu lassen. Moderne Heizungen arbeiten wesentlich energieeffizienter, verbrauchen daher weniger Brennstoffe und sind emissionsärmer. Sie sparen damit Energiekosten und entlasten die Umwelt.

Gerne bietet C.A.R.M.E.N. e.V. eine neutrale, kostenlose Erst-Beratung an.

Haftungsausschluss:

Der beispielhafte Heizkostenvergleich beruht auf theoretischen Annahmen und aktuellen Rahmenbedingungen. Wir übernehmen keinerlei Haftung für die Richtigkeit und Übertragbarkeit auf reale Modernisierungsmaßnahmen.