Prozesswärme bei Biogasanlagen verstromen – kann sich das rechnen?

Bei der Wärmeverstromung bei Biogasanlagen geht es vereinfacht gesagt darum, aus überschüssiger Biogaswärme, Strom zu erzeugen. Bei der Verstromung der vom BHKW erzeugten Wärme haben sich bisher vor allem die ORC- und die CRC-Technologie durchgesetzt. Dabei kann die Wärme in Hoch-bzw. Niedertemperaturnutzung unterschieden werden. Das Abgas oder dieMotorblockwärme oder eine Mischung aus beiden ist möglich. Entsprechende Verstromungsanlagen werden von verschiedenen Herstellern mittlerweile imkleineren Leistungsbereich (ca. 15 – 100 kWel) angeboten. Hierzu ist ein Wärmeinput von mindestens ca. 200 kWth nötig.

Der Vorteil für den Biogasanlagen Betreiber

  • Steigerung des elektrischen Gesamtwirkungsgrads
  • bei gleicher Stromproduktion wird Substrat eingespart
  • alternativ: bei gleichem Substrateinsatz wird mehr Strom erzeugt (Aber: Höchstbemessungsleistung beachten)
  • ggf. Kosteneinsparung bei Stromzukauf, wenn Eigenstromnutzung

Entscheidende Faktoren der Wirtschaftlichkeit

Die Rentabilität einer Verstromungsanlage (VA) wird von verschiedenen Faktoren begünstigt. Dazu zählen:

  • Hohe Auslastung: Optimaler Weise erreicht die Anlage mehr als 8.000 Vollbenutzungsstunden – 6.000 h sollte der Mindestwert sein. Bei Anlagen mit guter Wärmenutzung im Winter oder flexibler Fahrweise wird dieser Wert möglicherweise nicht erreicht.
  • Lange Nutzungsdauer: Die Anlage sollte mindestens 10 Jahre betrieben werden. Die meisten Praxisanlagen sind noch nicht so lange in Betrieb.
  • Hoher Nutzungsgrad: Dieser hängt u.a. ab vom Temperaturniveau der zugeführten Wärme und dem Eigenstromverbrauch der Anlage und liegt unter dem vom Hersteller angegebenen Prüfstandwirkungsgrad.
  • Anschaffungswert: Die Kostenstruktur wird maßgeblich von den Kapitalkosten bestimmt, denn der Aufwand für Bedienung und Instandhaltung ist gering. Hinweis: Unter gewissen Bedingungen können Fördermittel (z.B. KfW, BAFA) in Anspruch genommen werden.

Was ist zu beachten?

Änderungen an der Biogasanlage können Auswirkungen auf die EEG-Vergütunghaben. Dies sollte daher unbedingt mit dem zuständigen Netzbetreiber im Vorfeldabgeklärt werden. In der Regel ist davon auszugehen, dass

  1. die VA nicht eigenständig, sondern Bestandteil der Gesamtanlage ist
  2. für die der VA zugeführten Wärme kein KWK-Bonus beansprucht werden kann
  3. für den in der VA erzeugten Strom je nach EEG der Technologiebonus (2 ct/kWhel) beansprucht werden kann
  4. die 2014 festgelegte Höchstbemessungsleistung nicht überschritten werden darf
  5. der Vergütungsanspruch entfällt, wenn keine Anmeldung im Marktstammdatenregister erfolgt

Fazit

Unter den Vergütungssätzen der EEG 2009/2012 kann die Verstromung der Prozesswärme einer Biogasanlage rentabel sein. Dabei ist die Wärmezufuhrentscheidend, ob sich eine WV-Anlage rechnet. Größere Biogasanlagen haben hier Vorteile. Zusätzlich ist die Rentabilität einer VA stark vom Nutzungsgrad, -dauer, Anschaffungswert und Auslastung abhängig.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie in der Biogas Forum Bayern Broschüre „Nachverstromung in landwirtschaftlichen Biogasanlagen“.

Gerne können Sie sich bei Fragen aber auch direkt an uns wenden.