Konjunkturumfrage Nachwachsende Rohstoffe im Herbst 2022 zeigt: Branche top, Rahmenbedingungen flop

Trotz der welt- und energiepolitischen Krise ist die Branche der Nachwachsenden Rohstoffe mit der eigenen Lage sehr zufrieden. Der kumulierte Indexwert für die Beurteilung der aktuellen Lage hat zum ersten Mal seit Beginn der Umfrage im Jahr 2010 die Schallgrenze von 60 Punkten erreicht. Dagegen ist der Indexwert für die Einschätzung der zukünftigen Entwicklung nach Jahren wieder rückläufig. Erstmals seit 2014 werden die Zukunftsaussichten deutlich schlechter als die Gegenwart beurteilt.

Sehr positive Beurteilung der aktuellen Lage

Bereits die Frühjahrsumfrage ist sehr positiv ausgefallen und in der Herbstumfrage hat sich die Stimmung in der Branche nochmals deutlich verbessert. Fast drei Viertel (73 %) der Unternehmen – so viel wie nicht annähernd jemals zuvor – konnten ihr Umsatzniveau im Vergleich zum vergangenen Jahr steigern. Mehr als die Hälfte davon verzeichnete sogar ein Umsatzplus von mehr als 10 %. Zum ersten Mal seit Beginn der Umfrage ist auch der Anteil der Betriebe, die sinkende Umsätze hinnehmen mussten, auf unter 10 % gefallen. Auf stabil sehr hohem Niveau bewegten sich im vergangenen Geschäftsjahr die Investitionen. Knapp drei Viertel (74 %) der Betriebe haben mehr oder zumindest genauso viel investiert wie im vergangenen Jahr. Allerdings mussten auch 18 % der Unternehmen ihre Ausgaben zurückfahren (so hoch wie seit 2016 nicht mehr), aber auch der Wert an Betrieben, welche keinerlei Investitionen getätigt haben, ist erstmals unter die 10 %-Schwelle gefallen. Sehr erfreulich ist die Situation im Personalbereich. 36 % der Firmen haben ihren Mitarbeitendenstand erhöht und nur jedes zwanzigste Unternehmen hat Personal abgebaut. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Umfrage im Jahr 2010.

Erste Wolken bei dem Ausblick auf die Trends

Beim Ausblick auf das kommende Geschäftsjahr zeigen sich erste Wolken. Zwar prognostizieren weiterhin zwei Drittel (67 %) der Betriebe auch für die Zukunft steigende Umsätze, aber auch der Anteil der Unternehmen, die eine Steigerung von mehr als 10 % erwarten hat sich von 23 % auf 19 % verringert. Und 19 % der Unternehmen rechnen mit sinkenden Umsätzen – ein Wert, der zuletzt im Herbst 2016 höher war. Jedes zwanzigste Unternehmen erwartet Umsatzeinbußen von mehr als 10 %. Diese eingetrübten Erwartungen spiegeln sich auch bei den geplanten Investitionen wider. Der Anteil der Unternehmen, die in Zukunft mehr investieren wollen, ist um 10 Prozentpunkte auf 32 % gefallen. Aber immerhin wollen zusätzlich mehr als 45 % der Betriebe das Niveau zumindest beibehalten. Positiv ist auch, dass der Anteil der Firmen, die gar keine Investitionen tätigen wollen, wieder unter die 10 % Schwelle gefallen ist, was den niedrigsten Wert aller Umfragen darstellt. Nahezu unverändert sehr positiv ist die Frage nach dem geplanten Personalbestand. Der Anteil der Betriebe, welche mehr Mitarbeitende einstellen wollen, liegt mit 42 % auf dem Rekordniveau der vergangenen Umfrage. Mit Personalabbau rechnet auch weiterhin nur ein ganz geringer Anteil der Firmen (4 %).

Einschätzung der politischen Rahmenbedingungen

Hier zeigt sich ein noch nie da gewesener Absturz, denn der Anteil der Unternehmen mit einer positiven Bewertung halbiert sich im Vergleich zur vergangenen Umfrage von 22 % auf 11 %, was aber noch deutlich über dem Durchschnitt des vergangenen Jahrzehnts liegt. Noch ernüchternder ist aber, dass der Anteil der Firmen, welche die Rahmenbedingungen als schlecht bezeichnen, um fast ein Viertel auf 58 % zugenommen hat, was den höchsten Wert seit 2016 darstellt. Der Absturz des Indexwerts von 47 auf 38 Punkte steht scheinbar im Zusammenhang mit den aktuell geplanten oder schon umgesetzten politischen Maßnahmen. Zwar wurde in Strategien, Konzepten und Sonntagsreden die wichtige Rolle der Biomasse im zukünftigen Energie- und Wirtschaftssystem betont, aber die im Bereich Biogas drohende Erlösabschöpfung und die immer stärker wahrnehmbare negative Bewertung der Holzenergie geben wenig Anlass zur Hoffnung.

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