Ökobilanzierung von Produkten

Unter Ökobilanz – auch Life Cycle Assessment (LCA) genannt – versteht man eine Methode zur Abschätzung der mit einem Produkt verbundenen Umweltwirkungen über den gesamten Lebenszyklus. Die Umweltauswirkungen eines Produktes werden von der Wiege bis zur Bahre („from cradle to grave“), also von der Rohstoffgewinnung über Herstellung, Verarbeitung, Transport, Gebrauch, Nachnutzung/ Recycling bis zur Entsorgung festgestellt und beurteilt. Im Detail werden dabei die Stoffflüsse aus der Natur sowie die Abfälle und Emissionen in die Umweltkompartimente Luft, Wasser und Boden erfasst.

Der Begriff Life Cycle Assessment bzw. Ökobilanz etablierte sich in der „Blütezeit“ der Entwicklung des systemanalytischen Instruments. Zahlreiche Studien wurden Mitte der 80er bis Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts weltweit – hauptsächlich im Bereich der Abfallentsorgung – realisiert. Da in Deutschland in den 90ern die Ökobilanz als „das Mittel der Wahl“ galt um eindeutige Entscheidungen in der Debatte um die Verpackungsverordnung zu erreichen, entstanden vorerst etwa die Hälfte der Produktökobilanzen im Bereich Verpackungen. Ein nicht zu verachtender Teil aber wurde im Bereich der Baumaterialien sowie der chemischen Produkte realisiert. Das Streben nach einer Standardisierung der Vorgehensweise innerhalb der Ökobilanz-Methode schlug sich schließlich in den Normen der International Standardisation Organisation (ISO) von 1996 nieder, die fortan eine einheitliche und transparente Grundlage für die Praxis der heutigen Ökobilanzierung liefern.

Der Durchführungsrahmen der heutigen Ökobilanz (LCA) wird durch die im Juni 2006 novellierten Normen ISO 14040 und ISO 14044 geregelt, die auch in das europäische und deutsche Normenwerk übernommen wurden. Letztere fasst die anfangs verabschiedeten Einzelnormen ISO 14041 bis ISO 14043 zusammen. In der ISO 14040 werden die Grundzüge des Verfahrens geschildert, wobei für die jeweilige Ökobilanz-Studie Prinzipien und Rahmen festgelegt werden. In der Abbildung ist die grundsätzliche Gliederung der Ökobilanz dargestellt.

Gemäß der ISO 14040 lässt sich die Ökobilanz grob in vier Phasen unterteilen:

1.            Festlegung des Ziels und Untersuchungsrahmens (Goal and Scope Definition)

2.            Sachbilanz (Inventory Analyses)

3.            Wirkungsabschätzung (Impact Assessment)

4.            Auswertung (Interpretation)

Der Anwendungszweck des Instruments der Ökobilanzierung liegt in der Entscheidungsunterstützung hinsichtlich der Umweltfolgen

  • bei der Entwicklung und Verbesserung von Produkten,
  • von politischen Entscheidungsprozessen (z. B. Verpackungsverordnung),
  • im Marketing eines Unternehmens,
  • von strategischen Planungen innerhalb eines Unternehmens (z. B. Produktwechsel).