Modellprojekt Flexible Wohnkonzepte in Straubing gestartet

Zwei Lehrstühle am TUM Campus Straubing erarbeiten gemeinsam mit C.A.R.M.E.N. e.V. und regionalen Holzbauunternehmen drei besondere Wohnkonzepte: Diese müssen gleichzeitig den Wünschen von „Jungen Familien“ und den Wohnbedürfnissen beim „Eintritt ins Rentenalter“ genügen.

Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass Wohnraum mit dem Eintritt ins Rentenalter vergleichbaren Anforderungen genügen muss, wie Wohnraum, der von jungen Familien genutzt wird: Finanzierbar, gesundes Raumklima, Komfort orientiert, erweiterbar oder reduzierbar, ökologisch, etc.. Hinter diesen Anforderungen stehen offensichtlich die drei Aspekte der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und soziale Gerechtigkeit. Das Forschungsprojekt geht in den kommenden drei Jahren der Frage nach, wie diese Aspekte in konkrete Wohnraumkonzepte integriert werden können.

Die praxisorientierte Forschungsarbeit wird gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Das Fachgebiet für Marketing und Management Nachwachsender Rohstoffe von Prof. Dr. Klaus Menrad ist der Verbundkoordinator. Zusammen mit der Professur Circular Economy von Prof. Dr. Magnus Fröhling (beides am TUM Campus Straubing) bringen sie das fachlich-theoretische Wissen und erfahrene Holzbaubetriebe (die Firmen Gruber Holzhaus GmbH, Haas Fertigbau GmbH und Holzbau Köck) das Planungs- und Umsetzungs-Knowhow. C.A.R.M.E.N. e.V. ist der Mittler zwischen Theorie und Praxis und sorgt für das gemeinsame Marketing der Projektergebnisse.

Zu Beginn der 3-jährigen Projektlaufzeit werden von den potenziellen Nutzergruppen („Jungen Familien“; „Eintritt ins Rentenalter“) konkrete Ausgestaltungswünsche und die Gewichtung der Entscheidungsparameter erfragt. „Es ist im Vorfeld wichtig zu wissen, auf welche Aspekte die Personen aus den verschiedenen Lebensphasen Wert legen. Nur so kann eine Schnittmenge identifiziert und in der Planung umgesetzt werden“, so Prof. Dr. Klaus Menrad vom Fachgebiet für Marketing und Management Nachwachsender Rohstoffe am TUM Campus Straubing, der diesen Teil des Forschungsprojektes verantwortet.

Danach entwickeln die drei regionalen Holzbauunternehmen aus dieser Bedarfsermittlung mit Anforderungskatalog konkrete Wohnraumkonzepte. Dabei wird sich jede der beteiligten Firmen auf eine Nachhaltigkeitsdisziplin konzentrieren: Eine ökologisch optimierte Planung, eine ökonomisch optimierte Planung und eine Planung, die Ökonomie und Ökologie in ein gesellschaftlich akzeptierbares Gleichgewicht bringt.

Der Nachhaltigkeitsbewertung und Optimierung aller Entwürfe widmet sich im Projekt das Team des der Professur für Circular Economy am TUM Campus Straubing. „Besonders beim Hausbau werden viele Ressourcen benötigt. Die gilt es effizient zu nutzen und über den gesamten Lebenszyklus vorteilhafte Entwürfe zu erarbeiten. „so Prof. Dr. Magnus Fröhling.

Ein wichtiger Aspekt bei der Realisierung der Wohnraumkonzepte wird darüber hinaus die Nutzung von so genanntem Schadholz sein. Anders als der Begriff suggeriert, ist es „normalem Holz“ qualitativ ebenbürtig und fällt aufgrund von Borkenkäferplagen und Stürmen reichlich an. „Wir wollen wissen, was Verbraucherinnen und Verbraucher über dieses Holz denken, zu welchem Prozentsatz es vorbehaltlos verwendet werden kann, wieviel konkret davon in unseren Wohnraumkonzepten verbaut werden könnte und welchen Einfluss das auf die Nachhaltigkeitsbewertung hat.“ erläutert Alexander Schulze, bei C.A.R.M.E.N. e.V. für die bioökonomischen Aspekte der Holzverwendung zuständig. Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen bringt das Projekt so auch Nutzen für die gesamte Forst- und Holzbaubranche. Die Forschungsergebnisse, von der Potentialanalyse bis zu Materialien zur Markteinführung, werden abschließend von den Projektbeteiligten wissenschaftlich, aber auch praxisorientiert veröffentlicht.