Energetische Gebäudesanierung: Was ist zu beachten?

Infoabend mit 150 Teilnehmern in Straubing

Am 20. Januar 2020 veranstaltete C.A.R.M.E.N. e.V. am Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe (KoNaRo) in Straubing den Informationsabend „Energetische Gebäudesanierung – Klima schützen, Kosten sparen“. Gut 150 Hauseigentümer, Bauherren, Energieberater, Planer und Kommunalverantwortliche nahmen an dem kostenfreien Infoabend teil. Die C.A.R.M.E.N.-Mitarbeiter informierten zum hydraulischen Abgleich, zur Heizungs- und Lüftungstechnik, zu Solarenergie, zur Wärmedämmung sowie zu den Fördermöglichkeiten der energetischen Sanierung. Abgerundet wurden die Vorträge durch eine Besichtigung der Ausstellung „Biomasseheizungen“.

Nach einer kurzen Begrüßung der Teilnehmer durch Tobias Doblinger aus dem Team Energie vor Ort startete Bernhard Pex (Abteilung Biogene Festbrennstoffe) mit den Grundlagen zum hygienischen Luftwechsel in Gebäuden. Er erklärte unterschiedliche Lüftungskonzepte und gab zahlreiche Tipps. Da Schimmel dieselbe „Wohlfühltemperatur“ habe wie der Mensch, sei es wichtig, dass wir regemäßig die Feuchte, die durch Duschen, Kochen und andere Hausarbeiten entsteht, den Wohnräumen zu entziehen. Auch im Winter und bei Regen sollte daher gelüftet werden. Im Gebäude müsste man in der Theorie mindestens 12 Mal täglich, d.h. alle 2 Stunden lüften, damit der hygienische Mindestluftwechsel gewährleistet sei. Eine Lüftungsanlage kann hier Abhilfe schaffen. Der Einbau einer effizienten Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung garantiere zudem eine Senkung der Heizkosten. Im Anschluss erläuterte Bernhard Pex den hydraulischen Abgleich. Hierdurch werden alle Heizflächen gleich warm. Trotz Förderung wird diese Maßnahme deutschlandweit immer noch zu wenig durchgeführt, obwohl er großes Einsparungspotential aufweist, denn Umwälzpumpen verbrauchen in vielen Haushalten unnötig viel Strom.

Im Anschluss daran referierte Sabine Hiendlmeier (Abteilung Biogene Festbrennstoffe) zum Thema Heizen mit Holz. Sie betonte die Notwendigkeit alte Heizkessel zu erneuern, denn es gäbe in Deutschland immer noch sehr viele sehr alte Kessel, von denen über 60 % ineffizient laufen. Aktuell werden nur etwa 14 % des Wärmebedarfs aus Erneuerbaren Energien gedeckt, davon 67 % aus Holz. Anschließend ging sie auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Heizungsmodernisierung ein: ab 2026 komme ein Verbot von Ölheizungen, ab 2021 steige der CO2- Preis. Seit 2020 seien die Fördermittel für das Heizen mit Erneuerbaren jedoch so hoch wie nie zuvor. Gerade wenn Gas nicht möglich und Wärmepumpe nicht sinnvoll sind, sei Holz ein guter Energieträger. Holz ist derzeit günstiger als Heizöl und Erdgas und kann regional bezogen werden. Beim Holzeinkauf gibt sie zu bedenken: wenn ich nach Gewicht einkaufe, ist der Wassergehalt entscheidend. Wenn ich nach Volumen einkaufe, bestimmt die Holzart wie viel Energie ich einkaufe. Abschließend erläuterte sie die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Heizungssysteme. Für den Altbau empfiehlt sie aufgrund von Lagerung und Aufwand Pelletsysteme. Im Anschluss an den Vortrag nutzten die Teilnehmer die Gelegenheit die Ausstellung „Biomasseheizungen“ zu besuchen und die Gelegenheit mit den C.A.R.M.E.N.-Experten vor Ort diverse Fragen rund um das Thema zu klären.

Im Weiteren erläuterte Clemens Garnhartner aus dem Team Energie vor Ort die Nutzung und Speicherung von Solarenergie. Neben der Wirtschaftlichkeit ging er auch auf Standortwahl, Installationsmöglichkeiten, Dimensionierung, rechtlichen Rahmen und Förderung ein. Aufgrund der guten Globalstrahlung in Bayern und den gesunkenen Preisen seien Photovoltaikanlagen immer noch sehr interessant. Heute kann durch Eigenverbrauch aufgrund von gestiegenen Strompreisen eine gute Wirtschaftlichkeit erreicht werden. Eine neue PV-Dachanlage könne sich im Schnitt nach ca. 11 Jahren amortisieren. Eine Ost-West-Ausrichtung der PV-Flächen auf dem Dach sei dabei ideal. Auch PV-Heimspeicher werden immer öfter eingebaut und rechnen sich aufgrund sinkender Preise immer mehr.

Zur Gebäudedämmung mit Nachwachsenden Rohstoffen informierte Julia Lehmann (Abteilung Stoffliche Nutzung). Naturdämmstoffe haben aktuell noch einen geringen Marktanteil von etwa 7 %, welcher aufgrund des Trends nach Natürlichkeit, Nachhaltigkeit und Wohngesundheit steigen wird. Am bedeutendsten seien Holzfaser, Zellulose und Hanf während Seegras und Schafwolle zu den Nischenprodukten zählen. Es wurden Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von Naturdämmstoffen in der Sanierung aufgezeigt, die bauphysikalischen Besonderheiten von Naturbaustoffen erläutert sowie konkrete Einbaubeispiele gezeigt. Wird ein Haus ohnehin saniert, neu verputzt oder gestrichen, sollte gleichzeitig eine Fassadendämmung in Betracht gezogen werden. Von außen zu dämmen sei dabei meist die bessere Entscheidung, eine Innendämmung sei nur bei denkmalgeschützten Gebäuden eine sinnvolle Alternative. Die Dämmung von Fassade und Dach sei besonders kostspielig, manchmal sei es bereits sinnvoll lediglich die oberste Geschossdecke oder die Kellerdecke zu dämmen.

Zum Abschluss erläuterte Keywan Pour-Sartip (Abteilung Energie vor Ort) die aktuellen Fördermöglichkeiten bei Sanierung durch die KFW und das BAFA. Über die KFW kann grundsätzlich eine Sanierung zum KfW-Effizienzhaus oder Einzelmaßnahmen über die Programme Energieeffizient sanieren in Form eines Zuschusses oder Darlehen gefördert werden. Nicht mehr gefördert werden seit dem 1. Januar 2020 Wärmeerzeuger auf Basis von Öl. Seit Anfang des Jahres wird die Heizungsförderung für Einzelmaßnahmen nahezu komplett vom BAFA übernommen. Im Programm Heizen mit Erneuerbaren (Marktanreizprogramm) fördert das BAFA bei Bestandsgebäuden folgende Anlagen mit 20 bis 35 Prozent der förderfähigen Kosten: Hybridheizungen, Renewable Ready Gas-Brennwertheizungen, Solarkollektoren, Biomasseanlagen, Wärmepumpen. Neu ist: Die Förderung erfolgt nicht mehr mit Festbeträgen, sondern hängt prozentual von der Höhe der förderfähigen Kosten ab. Zusätzlich gibt es eine Austauschprämie für Ölheizungen in Höhe von 10 Prozent. Eine Kombination aus unterschiedlichen Programmen ist möglich. Wichtig: die Antragstellung muss vor Beginn der Maßnahme erfolgen.

Circa 5.400 Zeichen, Abdruck frei, Belegexemplar erbeten.