Strom vom eigenen Dach – wann lohnt sich eine PV-Anlage? Angesichts steigender Preise für fossile Energien und der daraus entstehenden Abhängigkeiten gewinnt die eigene Stromerzeugung für Privathaushalte immer mehr an Bedeutung. Dank der Photovoltaik ist es längst keine Zukunftsvision mehr, selbst erneuerbaren Strom zu produzieren und so teuren Bezug aus dem Netz zu vermeiden. Doch wann lohnt sich die Investition für Privatpersonen wirklich?
In den letzten Jahren sind PV-Anlagen deutlich günstiger und effizienter geworden. Rechnet man die Investitionskosten über die typische Lebensdauer, so kostet heute die Erzeugung von Solarstrom bei Aufdachanlagen nur etwa 5 – 10 Cent/kWh. Je größer die Anlage ist, desto niedriger sind in der Regel die Gestehungskosten pro Kilowattstunde. Und je höher der Eigenverbrauchsanteil des erzeugten Solarstroms, desto wirtschaftlicher ist die Investition.
Ein Speicher kann die Nutzung optimieren
Besonders interessant wird es, wenn große Verbraucher wie Wärmepumpen oder Ladestationen gezielt während der Sonnenstunden betrieben werden. Mit einem geeigneten Speicher lässt sich die Energie in Zeiten hoher Produktion speichern und später nutzen – sei es in Form von Strom oder Wärme. Aufgrund der stark gesunkenen Preise für elektrische Speichersysteme wird inzwischen der Großteil neu errichteter privater PV-Anlagen mit Batteriespeichern installiert.
Dabei sollte die Speicherkapazität weder zu groß noch zu klein gewählt werden. Ein überdimensionierter Speicher führt zu schlechter Auslastung und schmälert die Wirtschaftlichkeit. Die Dimensionierung sollte sich am tatsächlichen Stromverbrauch orientieren. Als Faustformel gilt: Pro 1.000 kWh Stromverbrauch sollte der Speicher eine Kapazität von etwa 1–2 kWh haben. Zudem sollte eine installierte PV-Leistung von mindestens 1 kWp pro 1 kWh Speicherkapazität vorhanden sein.
Mit einer PV-Anlage kann der Großteil der Stromkosten gedeckt werden
Ein weiterer Vorteil: Für Solarstrom, der nicht direkt verbraucht oder gespeichert werden kann, gibt es eine Einspeisevergütung aus dem EEG-Topf. Für neue Anlagen gilt jedoch, dass die EEG-Vergütung nur noch zu Zeiten gezahlt wird, in denen die Börsenstrompreise nicht negativ sind. Als Ausgleich wird der Förderzeitraum um diese negativen Phasen verlängert. Aktuell liegt der Anteil des bei negativen Börsenpreisen erzeugten Stroms bei etwa 15 bis 30 Prozent. Das macht es zusätzlich attraktiv, den Verbrauch in die solarintensiven Zeiten zu verlagern.
Die Kosten für eine PV-Anlage mit 10 kWp und einem 8-kWh-Batteriespeicher liegen derzeit bei etwa 15.000 €. Ein Haushalt mit jährlich 4.000 kWh Verbrauch könnte damit schon über 80 Prozent seines Strombedarfs selbst decken. Bei einer typischen Lebensdauer der Komponenten, aktueller EEG-Vergütung und einem Netzstrompreis von 33 Cent/kWh würde sich die Investition nach etwa 11 Jahren amortisieren.
Eine umweltfreundliche und wirtschaftliche Entscheidung
Aber auch ohne eigene Dachflächen kann man vom günstigen Solarstrom profitieren. Balkonkraftwerke lassen sich einfach selbst installieren und sind schon nach drei bis vier Jahren rentabel. Der Nachteil: Sie dürfen maximal 800 Watt Leistung einspeisen. Wer geeignete Dachflächen besitzt, sollte daher auch größere Anlagen prüfen.
Wer in eine PV-Anlage investiert, profitiert von gesunkenen Investitionskosten und einer günstigen Energieversorgung. Mit der richtigen Planung, gezieltem Solarstromverbrauch und einem gut ausgelegten Gesamtsystem lässt sich die Wirtschaftlichkeit nochmals deutlich steigern. Für zahllose Haushalte und Betriebe ist die Investition in die eigene PV-Anlage damit nicht nur eine umweltfreundliche, sondern auch eine wirtschaftlich sinnvolle Entscheidung.

Julian Müller, C.A.R.M.E.N.-Experte für Photovoltaik
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