Mit rund 20 Teilnehmenden besuchte C.A.R.M.E.N. e.V. den Lehm- und Ziegelhersteller Schlagmann Poroton in Rötz und die neueste LEHM-Baustelle bei der Bioland-Gärtnerei Steinhilber.
Von Natur aus vereint Lehm einzigartige bauphysikalische Eigenschaften und wird als Bauprodukt so natürlich wie möglich aufbereitet. Durchgesetzt hat sich gebrannter Lehm in Form von Ziegeln, wie wir sie heute kennen. Das Brennen verfestigt das Material dauerhaft, macht es besonders stabil und beständig. Aber auch mit ungebrannten Lehmsteinen können heutzutage stabile Wände errichtet werden. Die Druckfestigkeit der Steine ermöglicht ihren Einsatz beim Bau mehrgeschossiger Gebäude bis einschließlich Gebäudeklasse 4. Zudem können durch die hohe Rohdichte Anforderungen an den baulichen Schallschutz zuverlässig realisiert werden.
Ein Lehmbau steht ganz im Zeichen der Kreislaufwirtschaft: Endet die Nutzungsdauer des Gebäudes, kann der Lehmstein in Kombination mit Lehmmörtel und Lehmputz recycelt und damit komplett in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden. Zusammen mit einer umweltschonenden Herstellung wird der CO2-Ausstoß deutlich verringert und die Klimaverträglichkeit von Bauprojekten verbessert.
Um sich davon zu überzeugen und den Rohstoff von seinem Ursprung in der Lehmgrube bis hin zur Verarbeitung auf der Baustelle zu kennenzulernen, kamen in Rötz Architekten, Handwerker, Vertreter der öffentlichen Hand und der Wissenschaft zusammen. Bei der Werksführung durch Standortleiter Johannes Winklmann, Florian Bielmeier und Kollegen wurden den Besuchern alles ausführlich gezeigt und jegliche Fragen beantwortet und damit den Herstellungsprozess von Lehmsteinen „be“greifbar gemacht. Da Schlagmann Poroton den Rohstoff für seine Lehmerzeugnisse so werksnah wie möglich produziert, lassen sich anfallende Transportwege verkürzen und ländliche Strukturen stärken.
Zusammen mit Bauherren und Bauunternehmer ging es dann Nähe Moosbach auf die Lehm-Baustelle bei der Bioland-Gärtnerei Steinhilber. Hier setzt man auf regionale Ressourcen: nach einem Gebäudeabriss entstehen auf dem Hofgut neue Geschäftsräume für den Hofladen und drei Ferienwohnungen. Die Idee der Bauherren Fritz und Heike Steinhilber war, statt Beton und Kunststoffe, ausschließlich natürliche und regionale Baustoffe wie Lehm und Holz zu verwenden. Angefangen mit einem gemauerten Fundament aus Feldsteinen vom eigenen Ackern statt konventioneller Bodenplatte, waren zunächst tragende Stampflehmwände geplant. Dafür reichte allerdings die Tragfähigkeit des eignen Lehms nicht, sodass die neuen ungebrannten Lehmsteine Lehmbloc® des Herstellers Schlagmann Poroton in lasttragender Bauweise zum Einsatz kamen. Eine „nichttragende“ Stampflehmwand wurde als Eye-Catcher trotzdem gemacht im zukünftigen Verkaufsraum sowie alle Innenwände mit eigenem Lehm verputzt. Balkenlagen, Dachstuhl, Bodenaufbau und der Außenverschlag wurden aus waldeigenem Holz ausgeführt. Um das Lehm-Mauerwerk während der Bauzeit richtig zu schützen hat sich der Bauunternehmer extra ein System aus beweglichen „Dächern“ entwickelt, das auf dem Gerüst links und rechts vom Haus steht. Bei Bedarf können die beiden Hälften mit dem Kran angehoben werden. Aktuell steht der „Rohbau“, es fehlen noch die Holzverschalung, die dann das Gebäude vor Witterung schützen sowie die Schafwolldämmung um es schön warm zu halten.
Zum Abschluss hat sich der Lehmexperte Florian Bielmeier von Schlagmann Poroton bei der Verköstigung im Friedrich in Vohenstrauß nochmals den Fragen der Besucher gestellt und es gab reichlich Gelegenheit sich auszutauschen. Die Lehm-Tour wurde gemeinsam mit Schlagmann Proton initiiert und durchgeführt – vielen Dank für die tolle Zusammenarbeit! Näheres zum Bauprojekt finden Sie unter Naturkost Steinhilber GbR & Bioland-Gemüsegärtnerei Steinhilber.