Statusseminar Holzvergasung

Nach vierjähriger coronabedingter Pause fand am 22.11.2022 wieder ein Statusseminar Holzvergasung statt. Durch die aktuellen Ereignisse war das Interesse groß und so war der Branchentreff bereits eine Woche vorher ausgebucht. Veranstaltungsort war dieses Mal ein Wellness-Hotel im Landkreis Eichstätt, welches selbst eine Holzvergasungsanlage betreibt.

Der einleitende Vortrag gab einen grundlegenden Überblick über die Technologie der Holzvergasung und zeigte die wirtschaftlichen sowie rechtlichen Rahmenbedingungen auf. Wolfram Schöberl von C.A.R.M.E.N. e.V. betonte dabei, dass eine Holzvergasungsanlage immer als Komponente eines Energieerzeugungssystems geplant werden müsse.

Im Anschluss folgten zwei Herstellerpräsentationen. Martin Schickbauer von der Firma Hargassner stellte zu Beginn die Firmengeschichte vor und widmete sich dann den Details ihrer KWK-Anlage, die mit 20 kW elektrischer Leistung derzeit die kleinste am Markt verfügbare Anlage ist. Er betonte dabei die Wichtigkeit einer ehrlichen und guten Kundenberatung und stellte erfolgreich umgesetzte Referenzprojekte vor.

Nächster Referent war Thomas Bleul, Geschäftsführer der Spanner Re² GmbH, die in naher Zukunft ihre tausendste Anlage ausliefern wird. Er berichtete über die Erfahrungen mit unterschiedlichen Brennstoffqualitäten und zeigte anhand einer Reihe von Beispielprojekten die Möglichkeiten des Einsatzes von Holz-Kraft-Anlagen auf, die von 35 kW bis 2 MW (in Kaskadenbauweise) verwendet werden können. Des Weiteren stellte er die direkte Holzgasnutzung als Erdgasersatz in z. B. Ziegelbrennereien als neues Geschäftsfeld in Aussicht.

Nach der Mittagspause, in der ein reger Austausch der Teilnehmer und Anlagenhersteller herrschte, ging es in den zweiten Block des Tages, welchen Claus Burkhardt von der Burkhardt GmbH eröffnete. Schwerpunkt seines Vortrags waren die Weiterentwicklungen der sich schon lange auf dem Markt befindlichen Pelletvergaser, die mit Leistungen von 50 kW bis 390 kW erhältlich sind. Außerdem gab Burkhardt bekannt, dass die Neuentwicklung einer Anlage, welche mit Holzhackschnitzeln betrieben werden kann, bereits weit fortgeschritten sei.

Anschließend berichtete Marcel Huber, Geschäftsführer der Firma Syncraft, über den klimapositiven Beitrag ihrer Anlagen durch die kohlenstoffbindende Eigenschaft der Pflanzenkohle, welche ihre Anlagen neben Strom und Wärme produziert. Aufgrund der hohen Qualität findet sie z.B. in der Landwirtschaft als Bodenverbesserer und in der Tierhaltung als Futtermittelzusatz Anwendung. Die Anlagen von Syncraft sind für den industriellen Einsatz konzipiert und ihre elektrische Leistung bewegt sich zwischen 220 kW bis 4 MW. Abschließend skizzierte Huber das große Potential der Pflanzenkohle bei der Bekämpfung des Klimawandels.

Die Schritte zur Planung, Genehmigung und Wirtschaftlichkeit einer Vergasungsanlage, die mit Holz- und Kunststoffabfällen betrieben werden soll, stellte danach Cornelius Herb (RegPower GmbH) vor und veranschaulichte dies anhand eines konkreten Projektes.

Im letzten Vortrag des Seminars erläuterte der Rechtsanwalt Micha Klewar von der Kanzlei Becker Büttner Held PartGmbB die Möglichkeiten der Stromvermarktung ohne Förderung durch EEG oder KWKG. Dabei wurden die verschiedenen rechtlichen Rahmenbedingungen der Direktvermarktung sowie deren Probleme und mögliche Lösungen aufgezeigt.

Im abschließenden praktischen Teil wurde eine Holzvergasungsanlage der Firma Hargassner besichtigt, die den Veranstaltungsort seit 2019 mit Strom und Wärme versorgt. Neugierige Blicke und viele Fragen an den Betreiber unterstrichen das große Interesse der Teilnehmer. Der Hotelbesitzer berichtete, er habe die Investitionsentscheidung nie bereut, da die Anlage sehr zuverlässig funktioniere. Sie sei ein wichtiger Teil des Energiegesamtkonzeptes, welches neben dem Holzvergaser einen Hackschnitzelkessel sowie Solarthermie und Photovoltaik beinhalte.