Alternative Kulturen für die stoffliche Nutzung

Klimaveränderungen regen zum Umdenken an

Im Hinblick auf die Veränderungen des Klimas und damit einhergehenden Extremwetterereignissen sehen sich Landwirte verstärkt nach neuen, lukrativen und an die klimatischen Bedingungen angepassten landwirtschaftlichen Kulturen um. Kulturen, die als Nachwachsender Rohstoff in die stoffliche und damit meist auch die industrielle Verwertung gehen, können in diesem Zusammenhang besonders interessant sein.

Durch den Anbau von Pflanzen für die stoffliche Nutzung kann die Fruchtfolge erweitert werden. Auch positive Effekte für Biodiversität, z.B. durch ein Blütenangebot in ansonsten blütenarmen Zeiträumen, sowie für Boden und Wasser können je nach Kultur einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft leisten. Neben ökologischen Vorteilen lassen sich auch ökonomische Vorteile durch eine Diversifizierung des Betriebes erreichen.

Bewährte Kulturen für die stoffliche Nutzung

Für die stoffliche Nutzung können Ölpflanzen, wie Raps oder Lein sowie Zucker- und Stärkepflanzen, wie Zuckerrüben und Mais oder auch Faserpflanzen wie Flachs genutzt werden. Diese Kulturen sind häufig bereits seit vielen Jahren flächig in der landwirtschaftlichen Produktion etabliert. Sie bergen daher für den Landwirt nur ein geringes Risiko, Know-How und entsprechende technische Lösungen für Anbau und Ernte sind in der Breite verfügbar.

Rapsöl wird z.B. für die Herstellung von technischen Ölen und Schmierstoffen eingesetzt.

Mit Sonderkulturen etwas Neues wagen

Anders sieht dies bei Sonderkulturen, wie Heil- und Gewürzpflanzen, Hanf, Rizinus oder auch dem russischen Löwenzahn, aus dem Kautschuk für die Produktion von Autoreifen gewonnen wird, aus. Know-How zum Anbau dieser Kulturen fehlt, ist über Jahrzehnte verloren gegangen oder wurde nicht weiterentwickelt. Dies hat teilweise einen geringen Mechanisierungsgrad, überwiegend mit Spezialtechnik, sowie nur geringe züchterische Bearbeitung zur Folge. Aufgrund einer steigenden Nachfrage von Wirtschaft und Verbrauchern nach beispielsweise Phytopharmaka oder Hanf als „Super-Food“ kommt dieser Sektor jedoch immer mehr in Bewegung. Anbaumethoden und -technologien werden stetig weiterentwickelt.

In Deutschland wurden im Jahr 2019 auf gut 4.500 ha Nutzhanf angebaut.

Der Anbau von Sonderkulturen erfolgt häufig im Vertragsanbau. Der Landwirt hat somit eine gesicherte Absatzmöglichkeit. Auch für den Abnehmer bieten sich hier Vorteile, er kann durch vertragliche Regelungen in gewissem Maße Einfluss auf die Qualität des Ernteprodukts nehmen. Häufig wird daher beispielsweise das Saatgut durch den Abnehmer zur Verfügung gestellt oder Vorgaben zu Anbau, Ernte und Nacherntebehandlung gemacht. So soll die gewünschte Qualität der Rohwaren gewährleistet werden. Da diese Sonderkulturen industriell weiterverarbeitet werden, wird eine möglichst standardisierte Qualität (z.B. Feuchte, Inhaltsstoffgehalt, Maximalgehalt an Pyrrolizidinalkaloiden usw.) angestrebt.