Infraschall durch Windenergieanlagen – Eine Gesundheitsgefahr?

Schall begegnet uns laufend in Form der auf uns einwirkenden Geräusche. Die Quellen sind vielfältig und reichen von der Stimme eines Gesprächspartners, über den Verkehrslärm bis hin zu Baulärm. Was alle diese Formen des Schalls kennzeichnet, ist dass diese in einem Frequenzbereich liegen, der durch unser menschliches Gehör wahrgenommen werden kann. Anders sieht es jedoch mit Infraschall aus. Diese Form des Schalls, die uns ebenfalls laufend durch eine Vielzahl an Quellen tagtäglich umgibt, kann unter Normalumständen nicht wahrgenommen werden. Dennoch gibt es immer wieder Äußerungen, dass der durch Windenergieanlagen freigesetzte Infraschall zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen kann. Zu welchen Schlüssen bisherige Untersuchungen kommen, wird im Folgenden erörtert.

Hintergrund zu Schall und Infraschall

Schall sind die für menschliche Ohren hörbaren Schwingungen, welche in einem elastischen Medium übertragen werden. Bei elastisch kommt vielen Menschen in diesem Zusammenhang richtigerweise etwa eine Gitarrensaite in den Sinn. Doch elastisch ist nicht nur ein sogenannter Festkörper, wie besagte Saite, die wir anspielen und so in Schwingungen versetzen können. Auch Flüssigkeiten wie Wasser oder Gase, wie die uns umgebende Luft, sind physikalisch betrachtet elastische Körper und in der Lage Schwingungen zu übertragen. Diese breiten sich im jeweiligen Körper in Form von Wellen aus. Je nachdem wie die Schwingung angeregt wurde – im genannten Beispiel, welche Saite angespielt wurde –weisen die Wellen eine bestimmte Frequenz auf. Diese wird in der Einheit Hertz [Hz] angegeben. Bei einer hohen Frequenz breiten sich viele Wellen pro Sekunde aus und wir nehmen einen hohen Ton wahr. Eine tiefe Frequenz wiederum bedeutet, dass sich nur wenige Wellen pro Sekunde ausbreiten und wir einen tiefen Ton wahrnehmen. Von Bedeutung ist auch, dass erzeugter Schall nicht nur eine Frequenz aufweist, sondern sich aus verschiedenen Frequenzen zusammensetzt. Dies liegt daran, dass nicht nur die Saite in Schwingung gerät sondern auch der Rest der Gitarre und die Schwingungen mit der Zeit nachlassen.

Wie der der Begriff „Infraschall“ nahelegt, ist er eine Form des Schalls. Die Besonderheit dieses Schalls ist seine besonders tiefe Frequenz, die bei unter 20 Hz liegt. Hörbar für das menschliche Ohr ist Schall in einem Frequenzbereich von 20 bis 20.000 Hz, wobei das Optimum im Spektrum von 500 bis 5.000 Hz liegt. Zu beachten ist, dass zahlreiche Quellen Schall emittieren, dessen Spektrum, sowohl im Frequenzbereich des Hör- als auch des Infraschallbereichs liegt.

Wahrnehmung von Schall und Infraschall

Die Quellen für Schall sind ebenso vielfältig wie auch unser Empfinden gegenüber diesem. So wird das leise Summen einer Mücke wohl kaum als angenehm wahrgenommen, während die Meeresbrandung mit einem Schallleistungspegel, ähnlich dem des Straßenverkehrs, in der Regel als wohltuend eingestuft wird.

Mit dem Hörschall verhält es sich nicht anders wie mit dem Infraschall. Auch dieser wird hervorgerufen durch eine Vielzahl natürlicher als auch menschlicher Quellen und ist fester Bestandteil unseres alltäglichen Lebens. So wird Infraschall nicht nur durch Windenergieanlagen (WEA) freigesetzt, sondern ebenso durch Baustellen, Autos, Heizungs- und Lüftungsanlagenanlagen, Haushaltsgeräte etc. Doch neben anthropogenen Quellen tritt Infraschall u. a. ebenso durch Gewitter, starke Winde oder besagte Meeresbrandung auf.

Untersuchungen zu Infraschall

Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) führte in einer mehrjährigen Untersuchung Messungen zum Infraschall durch und stellte die Ergebnisse Anfang 2016 vor. Hierbei wurde der auftretende Infraschall von WEA unterschiedlicher Leistungsklassen in verschiedenen Distanzen gemessen. Daneben wurden aber auch Infraschallemissionen an Straßen, im Auto selbst sowie im Haushalt erhoben. Die Messungen ergaben, dass der durch WEA erzeugte Infraschall in der näheren Umgebung gut erfasst werden konnte. Bei einem Abstand von 700 m zur Anlage zeigte sich jedoch, dass sich die Infraschallpegel nicht mehr nennenswert änderten, unabhängig davon ob die WEA ein- oder abgeschaltet war. Nicht mehr die WEA sondern der Wind selbst war als Infraschallquelle zu identifizieren. Zudem zeigte sich, dass selbst bei Abständen von 150 und 300 m die Infraschallpegel deutlich unter der menschlichen Wahrnehmungsschwelle lagen. Die höchsten Infraschallpegel wurden hingegen bei den Messungen innerhalb eines PKW, welcher sich mit 130 km/h fortbewegte, erfasst.

Zur Wahrnehmung von Infraschall hat das VTT Technical Research Centre of Finland Mitte 2020 Untersuchungsergebnisse vorgestellt. Hierbei wurden Probanden, die behaupteten unter gesundheitlichen Auswirkungen von WEA bedingten Infraschallemissionen zu leiden, unterschiedliche Tonaufnahmen von WEA, ländlichen Räumen, nahe Siedlungen oder Innenaufnahmen von Gebäuden vorgespielt. Die Aufnahmen selbst waren mittels Filterung von Infraschall zum Teil bereinigt. Es stellte sich heraus, dass die Probanden auf Nachfrage hin, nicht angeben konnten, welche der Aufnahmen nach wie vor Infraschall enthielt und sich auf ihr Befinden auswirkte. Die Studie kommt insgesamt zu dem Schluss, dass keine Hinweise für eine Gesundheitsgefährdung für Anwohner von WEA vorliegen.

Immer wieder kursieren Aussagen, bezugnehmend auf tierexperimentelle Studien, dass Infraschall schädigende Wirkungen hervorrufen könne. Dies kann bestätigt werden, jedoch darf hierbei nicht außer Acht gelassen werden, dass Infraschall für eine Wahrnehmbarkeit oder gar gesundheitsschädliche Auswirkungen mit einem sehr hohen Schallleistungspegel, angegeben in Dezibel auftreten muss. Derartige Schallleistungspegel werden nicht ansatzweise in nächster Nähe zu einer WEA erreicht. Nach bisherigem Erkenntnisstand lassen sich keine Schlüsse ziehen, dass der durch WEA emittierte Infraschall Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit hat. Keine der vorliegenden Untersuchungen konnte hierzu Hinweise liefern.

Quellen:

Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU) (2016): Windenergieanlagen- beeinträchtigt Infraschall die Gesundheit? (2016): Abrufbar unter: https://www.bestellen.bayern.de/shoplink/lfu_klima_00077.htm (letzter Abruf: 04.08.2020).

Fachagentur Windenergie an Land: „Infraschall und Windenergieanlagen“ Windenergie an Land. Abrufbar unter: https://www.fachagentur-windenergie.de/themen/schallimmissionen/infraschall-und-windenergieanlagen/ (letzter Abruf 04.08.2020).

LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (2016): Tieffrequente Geräusche inkl. Infraschall von Windkraftanlagen und anderen Quellen (2016). Abrufbar unter: https://pudi.lubw.de/detailseite/-/publication/84558 (letzter Abruf 04.08.2020).

Maijala, P.; Turunen, A.; Kurki, I.; Vainio, L.; Pakarinen, S.; Kaukinen, C.; Lukander, K.; Tiittanen, P.; Yli-Tuomi, T.; Taimisto, P.; Lanki, T.; Tiippana, K.; Virkkala, J.; Stickler, E. & S. Markku (2020): „Infrasound Does Not Explain Symptoms Related to Wind Turbines“: VTT Technical Research Centre of Finland Ltd. Abrufbar unter: http://julkaisut.valtioneuvosto.fi/handle/10024/162329 (letzter Abruf 04.08.2020).

Willig, H.-P. (o. J.): Longitudinalwelle. Abrufbar unter: https://physik.cosmos-indirekt.de/Physik-Schule/Longitudinalwelle (Letzter Abruf 04.08.2020).