“Nutz Hanf!” – Ein Multitalent für die (Land-)Wirtschaft

Nutzhanf – auch bekannt als Industriehanf – ist ein Sammelbegriff für diverse Hanfsorten, die für kommerzielle Zwecke, wie zur Gewinnung von Fasern, Samen und Schäben angebaut wird. Wichtig zu wissen: Der Nutzhanf liegt bei einem THC-Gehalt unter 0,3 Prozent und hat keinerlei berauschende Wirkung. In Deutschland erlebt der Nutzhanfanbau aktuell ein starkes Wachstum: Die Anbaufläche lag im Jahr 2024 bei insgesamt 7.116 Hektar, was flächenmäßigen einem 10-fachen Zuwachs im Laufe der letzten 10 Jahre entspricht. Auch in Bayern wird Nutzhanf bereits auf mehr als 500 Hektar angebaut, wobei sich der Anstieg hier bislang moderater verhält.

Ein Hoch auf den Hanf

Die Pflanze wächst schnell und erreicht in kurzer Zeit eine hohe Biomasse, was eine effiziente Flächennutzung ermöglicht. Unter optimalen Bedingungen benötigt Hanf keine Pflanzenschutzmittel und kaum Dünger, was den Einsatz von Chemikalien reduziert und den umweltfreundlichen Anbau fördert, um nur einige der Vorteile zu nennen. Darüber hinaus sind die verschiedenen Pflanzenteile des Nutzhanfs vielseitig verwendbar. Die Samen werden vor allem als Lebensmittel geschätzt, etwa als Hanfsamen oder Hanföl, und dienen zudem als Rohstoff für Proteinprodukte sowie als Futtermittel für Tiere. Die Bastfasern der Pflanze sind für die Textilindustrie besonders wertvoll und bieten flexible Einsatzmöglichkeiten. Nach spezieller Aufbereitung eignen sie sich besonders für die Herstellung von Kleidungsstücken, aufgrund ihrer Strapazierfähigkeit jedoch ebenso für Seile. Minderwertigere Fasern finden als ökologisches Dämmmaterial sowie in der Herstellung von Papier oder naturfaserverstärkten Kunststoffen Verwendung. Selbst die Schäben, die bei der Fasergewinnung als Reststoffe übrigbleiben, können in Form von Hanfbeton als Alternative zu herkömmlichen Baustoffen verwertet werden. Die gesamte Pflanze bietet ein breites Spektrum an nachhaltigen Nutzungsmöglichkeiten in Ernährung, Industrie und Gesundheit.

Neue Podcastfolge: Die Wertschöpfer

Bei Rottal Hanf GmbH liegt der Fokus vor allem auf der Weiterverwendung des Hanfstrohs. Im Gespräch mit Teresa Hofmann (C.A.R.M.E.N. e.V.) erzählen Matthias Schwarz und Raphael Grotthuss wie sie mit neuen Ansätzen und Konzepten versuchen mit dem Multitalent-Hanf eine regionale Wertschöpfungskette aufzusetzen, die es ermöglicht kreislauffähige Produkte aus dem nachwachsenden Rohstoff herzustellen.

Bild: Raphael Grotthuss und Matthias Schwarz, Rottal Hanf GmbH.

Außerdem mit dabei sind:

  • Lukas Edmüller, Schlagmann Poroton GmbH & Co.KG
  • Susanne Scholcz, Technologie- und Förderzentrum (TFZ)
  • Felix Krauss, Landwirt aus dem Rottal

Förderung für Hanfanbau und ökologische Landwirtschaft

Damit es zukünftig noch mehr Anreize gibt den Hanf auf die Felder zu holen gibt es verschiedene Förderprogramme auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene wie beispielsweise folgende:

  • EU-GAP Agrarförderung: Im Kontext der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union zählt Hanf zu den ökologisch wertvollen Kulturen. Landwirte können im Rahmen von Greening-Maßnahmen und Umweltprogrammen Förderungen erhalten, etwa für den Anbau auf umweltschonenden Flächen, zur Erosionsminderung oder als Teil vielfältiger Fruchtfolgen. Diese Zuschüsse werden in der Regel pauschal pro Hektar gewährt und liegen – je nach Bundesland und Programm – zwischen etwa 100 und 200 Euro pro Hektar.
  • BMEL-Forschungsförderung: Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert gezielt Forschungs- und Innovationsprojekte, die sich mit der Entwicklung von Nutzhanf als Rohstoffpflanze befassen. Förderfähig sind dabei unter anderem Vorhaben zur Züchtung neuer Sorten, zur Optimierung von Anbaumethoden sowie zur Weiterentwicklung von Verarbeitungstechnologien. Die Zuschüsse können bis zu 60 bis 70 Prozent der Projektkosten betragen, wobei sich auch landwirtschaftliche Betriebe an entsprechenden Kooperationen beteiligen können.
  • Agrarinvestitionsförderung: Ergänzend zur Forschungsförderung existiert ein Investitionsförderprogramm, das speziell den Erwerb von Anbau- und Erntetechnik für Nutzhanf unterstützt. Über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) können Zuschüsse in Höhe von 30 bis 40 Prozent der Investitionskosten beantragt werden, mit dem Ziel, die Effizienz in der Produktion und Verarbeitung zu steigern sowie moderne, nachhaltige Technik zu etablieren.
  • Bayerisches Öko-Landbauprogramm: Das Programm ist Bestandteil des Bayerischen Kulturlandschaftsprogramms und richtet sich an Landwirte, die ihren Betrieb vollständig oder teilweise nach ökologischen Richtlinien bewirtschaften. Es fördert mit Prämien für die Umstellung und Beibehaltung ökologischer Bewirtschaftung. Zudem fördert es Investitionen in umweltfreundliche Technik und Klimaschutzmaßnahmen. Beratung, Fortbildung und regionale Projekte werden ebenfalls unterstützt, um den ökologischen Landbau in Bayern nachhaltig zu stärken. Für Nutzhanf-Anbauer bietet das Programm somit umfassende Möglichkeiten.

Darüber hinaus fördert das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) gezielt Klimaschutzmaßnahmen und Bodenschutz, die häufig in Kombination mit dem Nutzhanfanbau umgesetzt werden können. Dazu zählen beispielsweise Zuschüsse für den Zwischenfruchtanbau oder humusbildende Maßnahmen, die den Boden verbessern und so auch den Hanfanbau begünstigen.

Weitere Informationen gibt es auch unter www.carmen-ev.de/tag/industriehanf/