Wärme aus dem Erdinneren – Wer sich mit der Auswahl eines neuen Heizsystems beschäftigt, wird auch eine Wärmepumpe in Betracht ziehen. Besonders die Nutzung von oberflächennaher Geothermie bietet großes Potenzial, um kosteneffizient Wärme zu gewinnen.
Die für die Geothermie benötigte Erdwärme kann über verschiedene Systeme erschlossen werden, zum Beispiel über Grundwasserbrunnen, Erdsonden oder Erdkollektoren. Diese leiten die Wärme an die Oberfläche, wo sie mit Wärmepumpen für Heizung und Warmwasser genutzt wird. Im Sommer kann „passiv“ gekühlt werden, indem Wärme aus dem Gebäudeinneren ans Erdreich abgeleitet wird.
Standort entscheidend für Art der Erdwärmenutzung
Welche Erdwärmelösung für ein Gebäude die richtige ist, hängt von mehreren Faktoren ab: Erdsonden benötigen wenig Fläche und können überbaut werden, während Flächenkollektoren verhältnismäßig viel Raum beanspruchen und nicht überbaut werden sollten. Bei begrenzter Flächenverfügbarkeit bieten sich kompakte Spezialbauarten wie Grabenkollektoren und Erdkörbe an.
Auch die Beschaffenheit des Bodens und die örtlichen Grundwasserverhältnisse spielen eine wichtige Rolle. Für eine reibungslose Umsetzung sind bei Bohrungen behördliche Genehmigungen notwendig. Grundstückseigentümer können sich bereits im Vorfeld online im EnergieAtlas Bayern informieren, welche Art der Erdwärmenutzung an einem Standort grundsätzlich möglich ist. Anschließend empfiehlt es sich, Kontakt mit dem zuständigen Landratsamt aufzunehmen, um individuelle Fragen zu klären und die Planung auf die örtlichen Bedingungen abzustimmen.
Mit wenig Strom viel Wärme erzeugen
Erdwärmesysteme stellen eine CO₂-arme Heizlösung dar. Sie eignen sich sowohl für Neubauten als auch für Bestandsgebäude. Mit nur einer kWh Strom können je nach Gebäudestandard vier bis sechs kWh Wärme bereitgestellt werden, da hier überwiegend kostenlose Energie aus der Umwelt genutzt wird. Grundwasserwärmepumpen und Erdsonden erreichen durchschnittlich die höchste Effizienz.
Die hohen anfänglichen Investitionskosten werden langfristig durch die lange Lebensdauer und die geringen Betriebskosten kompensiert. Bohrungen von Erdwärmesonden haben eine Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten und bieten eine zuverlässige Wärmequelle – auch für zukünftige Generationen. Zusätzlich unterstützt die „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG) eine Heizungsmodernisierung mit Wärmepumpen mit bis zu 70 % der förderfähigen Gesamtkosten.
Besonders interessant sind sogenannte kalte Nahwärmeprojekte, bei denen Erdwärme für eine zentrale Wärmeversorgung auf Quartiers- oder Nachbarschaftsebene eingesetzt wird. Im Gegensatz zu klassischen Wärmenetzen, bei denen Wärme mit hoher Temperatur zentral erzeugt wird, basiert dieses System auf einer „kalten“ Wärmequelle, wie beispielsweise einem Erdsondenfeld. Über ein Rohrleitungssystem wird das ganzjährig zwischen 5 und 15 Grad warme Wasser zu den einzelnen Gebäuden transportiert. In den Häusern sind individuelle Wärmepumpen installiert, die die Temperatur auf das gewünschte Heizniveau anheben. Diese Struktur reduziert die Heizkosten für die Nutzer.

Anna Pielmeier, C.A.R.M.E.N.-Expertin für Umweltwärme
Weitere Informationen und einen Überblick zu aktuellen Publikationen und Veranstaltungsterminen gibt es unter www.carmen-ev.de/umweltwaerme/