Nachhaltige Friedhofsgestaltung: Mehr Natur auf Gräbern

Warum naturnahe Friedhöfe wichtig sind

Beim Thema Friedhöfe und Gräber haben wir in der Regel nicht spontan das Bild von naturnahen Rückzugsflächen vor Augen. Doch genau das können naturnah gestaltete Friedhöfe, gerade in dicht besiedelten Gebieten sein. Bäume und Hecken, Steine und Mauern bieten wertvolle Lebensräume und Rückzugsgebiete für verschiedene Tier- und Pflanzenarten. Hierzu tragen gesunde Baumbestände, ungenutzte Randflächen als Rückzugsorte für Kleintiere und Nisthilfen für Vögel bei.  Gleichzeitig liefern naturnah gestaltete Friedhofsflächen positive Auswirkungen auf das Kleinklima und die Luft in den umgebenden Siedlungsgebieten.

Nachhaltige Grabpflege

Wie kann jeder einzelne zu einer nachhaltigen Friedhofsgestaltung beitragen? Grundlage für die Grabbepflanzung sind Erden. Torf ist jedoch ein fossiler Rohstoff, der in Mooren abgebaut wird. Damit trägt der Torfabbau zur Zerstörung wichtiger Lebensräume von Tieren und Pflanzen bei. Gleichzeitig werden durch den Abbau Treibhausgase freigesetzt. Es gibt eine Vielzahl an Anbietern, die torffreie Blumenerden auf den Markt gebracht haben. Auf Friedhöfen sollten diese torffreien Varianten ausschließlich zum Einsatz kommen, zum Schutz der Moore. Sofern Materialien zur Unkrautkontrolle von Nöten sind, eignen sich Vliese aus Naturfasern, wie Hanf, Schafwolle, Jute oder Ökotextilien. Diese können auf dem Grab verbleiben und fungieren bei ihrer Zersetzung als Dünger. Rindenmulch wirkt vor allem durch seine Struktur als Unkrauthemmer.

Bienenfreundliche Bepflanzung

Zur Unkrautunterdrückung tragen aber auch heimische Bodendecker bei, die zudem schön aussehen. Damit wären wir beim Thema nachhaltige Bepflanzung: hier sollte man vor allem auf heimische Blühpflanzen setzen, die möglichste zeitversetzt und über einen langen Zeitraum bis in den Herbst hinein noch blühen. So stellen Gräber ein Paradies für Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten dar und bieten diesen über Monate hinweg Nahrung. Aber Achtung: nur Pflanzen mit ungefüllten Blüten sind bienenfreundlich. Empfehlenswert für eine unkomplizierte Pflege sind langjährige und winterharte Pflanzen, wie zum Beispiel Glockenblumen, Efeu oder Lilien und auch der Geldbeutel freut sich darüber.
Auf chemische Pflanzenschutzmittel und Dünger sollte zum Wohl von Tier und Umwelt verzichtet werden. Eingesetzt werden können organische Dünger und Pflanzenstärkungsmittel.

Umweltfreundlicher Grabschmuck

Gerade an Tagen wie Allerheiligen und Totensonntag werden die Gräber mit allerlei Gestecken geschmückt. Diese bestehen nicht selten aus Kunststoff oder werden häufig mit Plastikteilen oder -schnüren zusammengehalten. Erste Wahl sollte jedoch Grabschmuck komplett aus Naturmaterialien sein. Hierfür eignet sich u.a. Schmuck aus Stroh zur Stabilisierung und Formgebung, bspw. für Kränze, Zweige von Bäumen und Sträuchern mit Beeren, Gräser, heimische Pflanzen, Tannen- und Föhrenzweige, Zapfen und verrottbares Bindematerial (z.B. Papier oder Stroh). Diese Materialien helfen, Plastik zu vermeiden, die Gesteck-Basis kann im nächsten Jahr ggf. neu geschmückt werden oder falls dies nicht möglich ist, als Ganzes auf dem Kompost oder im Biomüll entsorgt werden.
Auf LED-Grablichter mit Batterien als Energiequelle sollte man generell verzichten. Sie stellen Elektroschrott dar, der getrennt und auf gar keinen Fall im Hausmüll entsorgt werden darf. Besser sind  herkömmliche Kerzen, die aus nachhaltigem, palmölfreiem Wachs hergestellt sind. Auf manchen Friedhöfen gibt es auch Kerzenautomaten, so dass man direkt vor Ort nachfüllen kann. Eine weitere Alternative können Solar-Grablampen mit austauschbarem Akku sein, die bei schwachem Akku ausgetauscht und weiterverwendet werden können. Und nicht vergessen: auch am Friedhof sollte Abfalltrennung wie zu Hause selbstverständlich sein.

Nachhaltigkeit auch beim Grabstein

Last but not least ist es sinnvoll, bei der Wahl des Grabsteins auf Nachhaltigkeit zu achten. Seit 2016 ist es Friedhofsträgern laut bayerischem Bestattungsgesetz möglich, durch Satzungen Grabsteine aus ausbeuterischer Kinderarbeit auf ihren Friedhöfen zu verbieten. Um sicherzustellen, dass keine ausbeuterische Kinderarbeit für die Herstellung des Grabsteins im Spiel war, kann man entweder auf Steine aus der Region zurückgreifen, auf Holz- oder Metallkreuze ausweichen oder Grabsteine von aufgelassenen Gräbern aufarbeiten lassen. Neue Grabsteine sollten mit Siegeln wie bspw. CertifiX oder Fair Stone zertifiziert sein, die sicherstellen, dass Arbeitsschutz, Löhne und Arbeitszeiten einem gewissen Standard entsprechen und keine ausbeuterische Kinderarbeit stattfindet. Eine Gefahr für die ökologische Bedeutung der Friedhöfe stellen grababdeckende Steinplatten und das Belegen der Grabstätten mit Kies dar. Ihre Ausbreitung bedeutet, dass die Leistungsfähigkeit der Friedhöfe für die Verbesserung von Klima, Luft, Boden und Wasser verringert und der Lebensraum für Pflanzen und Tiere eingeschränkt wird, diese Flächen erhitzen sich an heißen Sommertagen sehr und mindern das Kleinklima auf Friedhöfen. Zudem tragen sie zu einem eher kalten und tristen Erscheinungsbild bei.

C.A.R.M.E.N. e.V. steht Ihnen für Fragen und Anregungen gerne zur Verfügung. Nutzen Sie unser Kontaktformular, um uns direkt zu erreichen.


Weitere Informationen

Viele Aspekte der nachhaltigen Friedhofsgestaltung lassen sich auf den eigenen Garten übertragen.
Lesen Sie hierzu einige Beiträge von C.A.R.M.E.N. e.V.:
Raus in den Garten – Nachhaltig gärtnern im grünen Wohnzimmer
C.A.R.M.E.N.-Check: Torffreies Gärtnern

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