Mehrwegsysteme für Gastronomie und Tourismus

Mehrwegangebotspflicht gilt ab Januar 2023

Am Donnerstag, den 1. Dezember 2022, fand die C.A.R.M.E.N.-WebKonferenz „Mehrwegsysteme für Gastronomie und Tourismus“ statt. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband, DEHOGA Bayern e.V., durchgeführt. Hintergrund der gut besuchten Veranstaltung war die ab dem 1. Januar 2023 geltende Mehrwegangebotspflicht, die vorsieht, dass im gastronomischen Außer-Haus-Verkauf spätestens ab diesem Termin To-Go-Produkte auch in Mehrwegbehältern angeboten werden müssen. Dieser Beschluss ist ein wichtiger Schritt in Richtung Umwelt- und Klimaschutz sowie Nachhaltigkeit.

Wie Daniela Ziegler, Geschäftsführerin Fachbereich Gastronomie vom DEHOGA Bayern berichtete, entstehen täglich mehr als 770 Tonnen Verpackungsmüll in Deutschland allein durch Takeaway-Produkte. In Privathaushalten waren es pro Kopf in 2020 78 kg Verpackungsmüll! Für Kaffee-To-Go haben sich in vielen Städten und Regionen schon gut funktionierende Mehrwegsysteme entwickelt. Auch für den Verkauf von Mahlzeiten werden Mehrwegbehälter auf Basis verschiedener Pfand- und Rücknahmesysteme angeboten.

Welche Mehrwegsystem-Anbieter es gibt, welche Materialien, Formen, Größen und verschiedene Systeme angeboten werden, darauf ging Jutta Einfeldt, Projektbegleiterin von C.A.R.M.E.N. e.V., in einem Übersichtsvortrag ein. Eine Auflistung von Bechern und Behältern kann über die Internetseite von C.A.R.M.E.N. ebenso abgerufen werden wie eine Zusammenstellung häufiger Fragen (www.carmen-ev.de).

Ein App-basiertes Mehrwegsystem stellte Sales Managerin Victoria Enzmann von Relevo vor. Das System wird bereits in 250 Städten an mehr als 1.500 Partner-Standorten erfolgreich eingesetzt. Es regelt die Ausgabe und Rücknahme der Behälter (vom Kaffeebecher bis zur Pizza Box) über eine App am Kunden-Smartphone.

Thorben Bechtoldt, Geschäftsführer von reCIRCLE stellte das Pfand-basierte Mehrwegsystem vor. Bei über 2.250 Partnern in Europa, mehr als 500 davon in Deutschland, wird auf die ausgegebenen Behälter ein Pfand erhoben, das bei Rückgabe in der Ausgabestelle oder bei den Partnerunternehmen erstattet wird.

Ob Suppe, Nudelgericht, Salat, Pizza oder Schnitzel mit Pommes und Salat, für so gut wie alle Gerichte und Anforderungen gibt es die passenden Mehrwegbehälter und Rückgabesysteme, das wurde in den Berichten der Systemanbieter und auch denen aus der Praxis deutlich.

Angelika Lohberger von der Metzgerei Lohberger aus Rosenheim setzt schon seit Juli auf das Mehrwegsystem von reCIRCLE und kann aus eigener Erfahrung und auch über die Rückmeldungen durch die Kundschaft nur Gutes berichten. Meistens behalten die Kundinnen und Kunden ihre Pfandgefäße, reinigen sie daheim und bringen sie zur nächsten Befüllung direkt wieder mit. Der Zuspruch war von Beginn an so groß, dass man schon zweimal zusätzliche Behälter nachordern musste. Auf Wunsch wird auch weiterhin Einweg genutzt, allerdings sinkt hier die Nachfrage sehr stark, seit pro Verpackung 90 ct zu entrichten sind. „Man kann seine Kundschaft auch erziehen“, so Lohberger. Die in Pandemiezeiten in der Umgebung des Betriebes weggeworfenen Essensverpackungen und Alufolien empfand sie als geradezu „schmerzhaft“. Lohberger hat deshalb umso begeisterter die durch die Fleischerinnung angebotenen Informationen zu Mehrwegsystemen angenommen und wünscht sich, dass auch auf kommunaler Ebene, durch Wirtschaftsförderung und in der Vernetzung unter den Betrieben das Thema Mehrweg besser kommuniziert und Angebote stärker vernetzt und ausgebaut werden.

Dass Mehrweg auch im Lieferservice funktioniert und das auch noch sehr gut, ohne Pfand abzurechnen, berichtete Wolfgang Lankes vom Lieferdienst La Vida Mexicana, wo man aktuell 63 verschiedene Gerichte bestellen kann. Pfand möchte er seiner überwiegend jungen Kundschaft nicht in Rechnung stellen, dies wird erst fällig, wenn die ausgeliehenen Behälter innerhalb von 14 Tagen nicht wieder zurückgebracht bzw. dem Lieferdienst mitgegeben werden. Vytal ist hier das Mehrwegsystem der Wahl, das zunächst mit Probebehältern ausgetestet werden konnte. Zwar muss sich die Kundschaft die App von Vytal installieren und sich bei der Bestellung registrieren, dafür gibt es aber auch täglich eine Erinnerung an die Behälterrückgabe bzw. die ansonsten fällige Pfandabbuchung.

Die Behälterauswahl, die Kundenrückmeldungen, Behälter-Nachorderungen und auch die Vernetzung unter Partnerbetrieben funktionieren gut und problemlos. Lankes betonte aber, dass das System ein „gewisses technisches Grundverständnis“ voraussetzt. Seit 1. Juli nutzt der Lieferdienst dieses System, hat selbst schon Partnerunternehmen hierfür gewinnen können und ist vom Service und auch der Behältervielfalt überzeugt.

Zum Abschluss der Online-Veranstaltung wurde die Fragerunde gut genutzt und die Teilnehmenden forderten mehr Informationen, regionale Vernetzung und auch praktische Unterstützung z. B. bei der Einrichtung von Sammelstellen oder auch Spülmöglichkeiten. So hätten auch kleine Betriebe wie Imbisswagen oder Marktstände, die derzeit von der Mehrwegangebotspflicht ausgenommen sind, die Möglichkeit sich auf freiwilliger Basis für Mehrwegbehälter zu entscheiden, die nicht nur nachhaltiger, sondern auch in der Nutzung meist günstiger sind als die Ausgabe von Einwegverpackungen.

Weitere Informationen zum Thema „Mehrweg“ finden Sie auf der Internetseite von C.A.R.M.E.N. e.V.:

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