Beim C.A.R.M.E.N.-Fachgespräch am 13. November 2025 kamen 64 Experten aus Forstwirtschaft, Holzverarbeitung, Handwerk und Forschung zusammen, um die gesamte Prozesskette des nachhaltigen Holzbaus zu erleben und über die Zukunft des Holzbaus zu diskutieren. Im Zentrum der Veranstaltung stand das Bauen mit Laubholz.
Im Rahmen der Kooperationsveranstaltung von C.A.R.M.E.N. e.V. mit der Bau-Fritz GmbH & Co. KG sowie der Cluster-Initiative Forst und Holz in Bayern und dem Holzforum Allgäu trafen sich Vertreter und Vertreterinnen der Holz(bau)-Branche, um über ökologischen, ökonomische und technologische Fragen zu diskutieren. Mit Blick auf das Projekt „Next 130“ zum kommenden Jubiläum von Bau-Fritz, welches die Themen Recycling und Kreislaufwirtschaft von Häusern sowie deren Bauteilen und eben die Verwendung von Laubholz in den Fokus nehmen wird, forderten die Beteiligten: Nachhaltige Lösungen und zukunftssicherer Holzbau gelingen nur gemeinsam durch die Vernetzung aller Akteure – Forst, Industrie, Handwerk und Wissenschaft.

von links: Johannes Kutter (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Krumbach-Mindelheim), Hugo Wirthensohn (Holzforum Allgäu), Dagmar Fritz-Kramer (Bau-Fritz GmbH & Co. KG), Prof. Dr. Matthias Zscheile, (Technische Hochschule Rosenheim), Adrian Blödt (Deutsches Holzbau Institut), Andreas Reßle (ARS Starkholzplatten), Alexander Schulze (C.A.R.M.E.N. e.V.), Rainer König (H.R.W. Vollholzwandsystem Obb. GmbH, Dr. Herbert Borchert (Bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft).
Impulsvorträge zeigen Möglichkeiten und Herausforderungen
In seinem Vortrag „Der Blick nach vorne – Was der Wald liefern wird (oder muss?)“ machte Dr. Herbert Borchert von der Bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft deutlich, welche Holzmengen und welche Holzarten uns zukünftig zur Verfügung stehen werden. Fichte und Kiefer prägen die Bestände, stehen jedoch vor Klimarisiken. Ein besonderes Augenmerk lag auf dem steigenden Potenzial von Laubholz mit voraussichtlich 3,7 Millionen Kubikmetern jährlich. Diskutiert wurden aber auch technische Herausforderungen – wie etwa geringe Ausbeuten bei Buche und spezielle Trocknungstechnologien für Laubholzarten. Adrian Blödt vom Deutschen Holzbau Institut zeigte in seinen Ausführungen „Womit wir bauen werden (oder müssen?)“, die große Bandfreite der Aufgaben- und Fragestellungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der richtigen Erntetechnik über Sortierkriterien und Verarbeitungsprozessen bis hin zur gezielten Lenkung von Stoffströmen.
Markt- und Entwicklungspotentiale ausschöpfen
Unternehmen wie die Bau-Fritz GmbH & Co. KG, die bereits heute konsequent ökologisch bauen, zeigen beispielhaft, wie die Integration von Laubholz gelingen kann – technologisch, gestalterisch und im Sinne nachhaltiger Wertschöpfung. Im Rahmen der Veranstaltung konnte sich das Fachpublikum bei einer Produktionsbesichtigung vor Ort selbst ein Bild davon machen. Das Familienunternehmen unter der Leitung von Dagmar Fritz-Kramer, das jährlich 150 bis 200 Häuser fertigt, präsentierte einen transparenten Produktionsprozess: Von der Verarbeitung überwiegend regionaler Fichte über innovative Dämmung aus eigenen Holzspänen bis hin zu baubiologischen Maßnahmen wie Elektrosmog-Schutz und geprüft-emissionsarmen Baustoffen.
Expertenrunde fordert mehr praxisgetriebene Innovation
Insbesondere der Forschungsbedarf und die Digitalisierung standen im Fokus der Diskussionsrunde. So forderte etwa Prof. Dr. Matthias Zscheile von der Technischen Hochschule Rosenheim mehr praxisgetriebene Innovation und KI-gestützte Verfahrenstechnik in der Holzverarbeitung sowie eine engere Zusammenarbeit zwischen Forschung und Forstbetrieben. Beispielhaft wurden neue Lösungen wie schlanke Laubholzdecken mit reduziertem Materialeinsatz vorgestellt. Teilnehmer bemängelten Hürden in der Zulassung und fehlende Förderungen für Verfahrensprüfungen, betonten aber die Innovationskraft der Branche. Alexander Gumpp, Clustersprecher der Clusterinitiative Forst und Holz in Bayern wies auf die bereits tollen Erfolge des Holzbaus hin und hatte die enormen Anstiege der Holzbauquote der letzten zehn Jahre betont. Aus dem Publikum erfolgte der Hinweis, dass bei der Waldbewirtschaftung die Ökosystemdienstleistungen einen besonderen Schwerpunkt haben sollten.
Mehr Bauen mit Laubholz – ein Ausblick
Die verstärkte Verwendung von Laubholz ist ein wichtiger Baustein der Bioökonomie und umgekehrt ermöglicht die Bioökonomie – bereits jetzt und auch zukünftig – eine bessere stoffliche Nutzung von Laubholz. Trotz der großen ökologischen und wirtschaftlichen Potenziale wird Laubholz bislang im Bauwesen aber nur in geringem Umfang eingesetzt. Aktuell besteht eine noch unzureichende Nachfrage nach konkreten Laubholzprodukten, was Investitionen in Entwicklung und Zulassungsverfahren zurückhalten. Gleichzeitig hemmen regulatorische Hürden praxisnahe und innovationsfreundliche Lösungen, um den Markt mit neuen Produkten anzukurbeln. Das Ziel einer breiteren Laubholznutzung erfordert daher neben Investitionen in Produktentwicklung, passender Technik und Produktion auch Veränderungen im Normungs- und Zulassungsverfahren.
Circa 5.268 Zeichen, Abdruck frei, Belegexemplar erbeten.
