Am 7. Oktober 2025 fand in Engelthal das zweite C.A.R.M.E.N. e.V. Statusseminar „Pyrolyseanlagen“ statt. Rund 75 Teilnehmende informierten sich über den aktuellen Stand der Technik, neue Projekte und Zukunftsperspektiven im Bereich der Biomasse-Pyrolyse zur Herstellung von Pflanzenkohle. Das Thema gewinnt zunehmend an Bedeutung, sowohl für die Kohlenstoffspeicherung als auch für die Kreislaufwirtschaft und den Klimaschutz.
Den Auftakt bildete ein Einführungsvortrag von Leopold Steinbeis (German Biochar), der anschaulich erklärte, wie Pflanzenkohle entsteht, welche Vorteile die Pyrolyse von Biomasse bietet und welche Herausforderungen mit dieser Technologie verbunden sind. Damit schuf er die Grundlagen für das Verständnis der gesamten Veranstaltung. Anschließend widmete sich Marcel Eichler (Carbonfuture) dem Thema CO₂-Zertifikatehandel. Er zeigte auf, wie sich durch die Einbindung von Pyrolyseanlagen in den Emissionshandel zusätzliche wirtschaftliche Anreize schaffen lassen und welche Rolle Pflanzenkohleprojekte künftig auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt spielen könnten. Besonders betont wurde, dass Pflanzenkohle derzeit die einzige etablierte Methode zur dauerhaften Entfernung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre darstellt.

Im weiteren Verlauf des Seminars stellten mehrere Unternehmen ihre innovativen Pyrolysetechnologien und praktischen Anwendungen vor. Andreas Hackl (Next Generation Elements, NGE) präsentierte Anlagen, die erneuerbare Reststoffe effizient in hochwertige Pflanzenkohle umwandeln. Sebastian Ebert von CarbonTwister gab Einblicke in ein flexibles Batch-Verfahren, das auch inhomogene und störstoffhaltige Biomassen zuverlässig verarbeiten kann. Gion Willi (Biomacon) erläuterte den Einsatz von Pyrolyseanlagen im Nah- und Fernwärmeverbund und Ferdinand Ihler zeigte am Beispiel der KWS GmbH in Neukirch, wie großtechnische Anlagen gleichzeitig Pflanzenkohle produzieren und regionale Energieversorgung sicherstellen können.
Ein weiteres Beispiel für praxisnahe Anwendungen stellte Guntamatic vor: Das Unternehmen zeigte, wie die Pyrolyse in der Landwirtschaft direkt vor Ort genutzt werden kann, um Abwärme und Pflanzenkohle ökologisch wie ökonomisch sinnvoll einzusetzen. Dieter Schillingmann (Regenis), der online zugeschaltet war, präsentierte seine Anlage im Kontext der Kreislaufwirtschaft. Sie zeigt, wie regionale Stoffströme durch Biomasse-Pyrolyse effizient und nachhaltig genutzt werden können.
Zum Abschluss des Vortragsprogramms stellte Herr Schwabl (BEST) aktuelle Forschungsarbeiten zur Qualität von Biokohlen vor. Darüber hinaus beleuchtete er die flüssigen Nebenprodukte der Pyrolyse und deren mögliche Nutzung, welches ein Forschungsfeld mit großem Potenzial für die Weiterentwicklung der Technologie darstellt.
Ein zentrales Thema vieler Beiträge war die Genehmigung von Pyrolyseanlagen. Obwohl die Verfahren oft langwierig sind, zeigte sich, dass alle vorgestellten Projekte erfolgreich genehmigt werden konnten, ein ermutigendes Signal für künftige Anlagenbetreiber.
Zum Abschluss des Seminartages besichtigten die Teilnehmenden zwei moderne Pyrolyseanlagen der ÖKT Offenhausen GmbH, die der ökologischen Klärschlammtrocknung dienen. Vor Ort konnten sie sich ein Bild von zwei NGE-Anlagen mit einer Produktionskapazität von über 800 Tonnen Pflanzenkohle pro Jahr machen. Perspektivisch soll die entstehende Wärme in ein Nahwärmenetz eingespeist werden. Ein gelungenes Beispiel für regionale Energie- und Stoffkreisläufe.

Das zweite Statusseminar „Pyrolyseanlagen“ von C.A.R.M.E.N. e.V. verdeutlichte eindrucksvoll, dass sich die Pflanzenkohle-Technologie zunehmend als fester Bestandteil nachhaltiger Stoffkreisläufe und Klimaschutzstrategien etabliert. Die präsentierten Praxisbeispiele und Forschungsprojekte machten deutlich, welches große Potenzial die Biomasse-Pyrolyse bietet, sowohl für die langfristige CO₂-Speicherung als auch als wirtschaftlich tragfähiger Ansatz für eine ressourcenschonende Zukunft.