C.A.R.M.E.N.-Check: Recyclingpapier

Grau, grauer, Recyclingpapier? Da verläuft die Tinte und ständig gibt es Papierstau. Außerdem ist die Qualität nicht so gut und dann ist da ja noch die Sache mit dem Weißegrad. Leider halten sich so manche Vorurteile aus den 1980er noch immer hartnäckig. Aber diese Ausflüchte zählen schon lange nicht mehr. Im Gegenteil: Recyclingpapier. ist der „Hidden Champion“ im Druckerfach. Inzwischen steht das moderne Recyclingpapier dem Frischfaserpapier in nichts mehr nach. Selbst die Industrie ist sich einig: So haben sich 2015 die 16 führenden Druck- und Gerätehersteller auf europäischer Ebene freiwillig dazu verpflichtet, auf die Umweltvorteile von Recyclingpapier aufmerksam zu machen und ihren Kunden die Verwendung von Recyclingpapier in ihren Geräten zu empfehlen. Auf Anfrage kann jeder Druckerhersteller eine Recyclingpapiersorte nennen, die garantiert problemlos auf dem Drucker läuft. Aus ökologischer Sicht sollte das Papier aber nur so weiß wie nötig sein, denn je höher der Weißegrad ist, desto aufwändiger wird die Herstellung (Bleiche, Faserverluste durch zusätzliche Aufbereitungsschritte).

Fast 180 kg Kilogramm Papier pro Kopf

Deutschland ist einer der Spitzenreiter im Papierverbrauch. Laut Umweltbundesamt lag 2023 der rechnerische Pro-Kopf-Verbrauch bei 175,6 Kilogramm. Das entspricht einer Gesamtsumme von 14,9 Millionen Tonnen. Zwar wird etwa bei Kartons oder Zeitungspapier fast ausschließlich auf Altpapier zurückgegriffen, aber gerade bei Grafikpapier etwa für den Bürobedarf sieht die Recyclingquote mit nur 30 Prozent weitaus schlechter aus. Dabei macht es einen enormen Unterschied, ob ein Papierprodukt aus Altpapier, das hierzulande gesammelt wurde, besteht oder aus „frischem“ Holz gewonnen wird.

Mit Recyclingpapier Wälder schützen

Für die Herstellung von sogenanntem Primärfaserpapier braucht es große Mengen an Holz, Energie und Wasser. Für Recyclingpapier wird hingegen durchschnittlich nur die Hälfte an Energie und nur ein Drittel des Wassers benötigt. Außerdem wird der frische Zellstoff in vielen Fällen importiert und stammt nicht immer aus nachhaltiger Waldwirtschaft. Daher ist es wichtig, beim Kauf von Papier auf entsprechende Zertifizierungen zu achten, so garantiert etwa der „Blaue Engel“ ein Produkt aus 100 Prozent Recyclingpapier.

Warum dreilagig reicht

Während mit Digitalisierung & Co. in den letzten Jahren Papier eingespart wurde, steigt der Bedarf im Bereich der Hygienepapiere. Das liegt vor allem daran, dass Produkte wie zum Beispiel Taschentücher, Küchenrollen oder Toilettenpapier heutzutage mit immer mehr Lagen gekauft werden. Gleichzeitig geht die Altpapierquote bei diesen Papieren zurück. Nach Angaben des Verbands deutscher Papierhersteller (VDP) wurden 1996 noch 68 Prozent Recyclingfasern für Hygienepapier verarbeitet, sind es aktuell unter 50 Prozent. Besonders problematisch: Während „normales“ Papier bis zu 20-mal wiederverwertet werden kann, handelt es sich bei Hygienepapieren um reine Wegwerfprodukte, die nicht weiter recycelt werden. Also lieber auf dreilagiges Toilettenpapier zurückgreifen und am besten noch zu 100 Prozent aus Altpapier. Die (Um-)Welt sagt Danke!

Checkliste:

  • Druckereinstellungen anpassen (schwarz-weiß/doppelseitig)
  • Papier so weiß wie nötig und so ökologisch wie möglich wählen
  • auf Zertifizierungen achten (Blauer Engel)
  • Sammelbestellungen für Recyclinghefte in Schulen machen (Vorbild Umweltschulen)
  • drei- statt fünflagiges Toilettenpapier möglichst aus 100 % Altpapier kaufen
  • Geschirrtücher statt Küchenrollen nutzen
  • Wo möglich auf 100 Prozent Altpapier umsteigen

Jutta Einfeldt, C.A.R.M.E.N.-Expertin für Nachhaltige Beschaffung und nachhaltiges Einkaufen

Weitere Informationen und einen Überblick zu aktuellen Publikationen und Veranstaltungsterminen gibt es unter www.carmen-ev.de/nachhaltige-beschaffung/