Nachhaltigkeit – Basisbegriffe
Die Pluralität gesellschaftlicher Ziele und Wertvorstellungen spiegelt sich in den 17 globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung wider, den Sustainable Development Goals (SDGs), die im Jahr 2015 von der Weltgemeinschaft beschlossen wurden. Da nicht alle Ziele sofort umsetzbar sind, werden in der Praxis Priorisierungen vorgenommen, und es wird zwischen kurz- und langfristigen Zielen unterschieden. Im Vordergrund stehen die drängenden Herausforderungen Klimawandel, Ressourcenknappheit, Verlust an Biodiversität und Gleichberechtigung der Menschen. Nützliche Bausteine nachhaltiger Entwicklung können Rohstoffeffizienz, Kreislaufwirtschaft, Energieeffizienz und Erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie sein. Biomasse, insbesondere Holz, kann eine Schlüsselrolle als Rohstoff und Energieträger spielen. Zu Zielkonflikten kann es kommen, wenn einerseits Ökologie als Grundlage für das Wirtschafts- und Sozialsystem und somit als wesentliche tragende Nachhaltigkeitsdimension gesehen wird und andererseits aus ökonomischer Sicht die Sicherung der Lebens- und Produktionsbedingungen in den Vordergrund gestellt wird.
Sozial nachhaltige Entwicklung setzt auf Gerechtigkeit: global und über Generationen hinweg. Eine europäische Energiewende, die einen Großteil der globalen Ressourcen für sich reklamieren und weniger einflussreiche Akteure verdrängen würde, wäre sozial nicht nachhaltig. Die umfassende Kreislaufwirtschaft in Verbindung mit Maßnahmen zur Steigerung von Effizienz und Suffizienz kann Lösungen zur Reduzierung des Ressourcenbedarfs liefern, doch müssen auch diese Umsetzungsstrategien im Einzelfall auf soziale Nachhaltigkeit geprüft werden. Häufig stehen den Entlastungen partielle Belastungen von Menschen gegenüber, die zumindest gut kommuniziert und sozialverträglich abgefedert werden müssen; zu klären ist, wer mitgedacht und wer ausgeschlossen wird. Hinsichtlich unternehmerischer Sozialverantwortung ist das Konzept der Corporate Social Responsibility (CSR) von Interesse, es befasst sich mit freiwilligen Beiträgen der Wirtschaft zur nachhaltigen Entwicklung. Zu kritisieren ist die gängige Praxis, nachhaltige Entwicklung so zu priorisieren, dass entweder die ökonomische oder die ökologische Dimension hervorgehoben, der Aspekt der sozialen Nachhaltigkeit aber vernachlässigt oder unreflektiert als gegeben vorausgesetzt wird.
In der Rohstoffwirtschaft versteht man unter Ressourcen Vorkommen, die noch nicht wirtschaftlich zu fördern sind oder noch nicht sicher nachgewiesen sind, die aber aufgrund geologischer Eigenschaften erwartet werden. So wird die Reichweite der weltweit vorhandenen Erdölreserven mit etwa 14 Jahren angegeben, berücksichtigt man zusätzlich die noch zu erschließenden Ressourcen, dann ergibt sich eine geschätzte Reichweite von insgesamt etwa 40 Jahren. Im Sprachgebrauch der nachhaltigen Entwicklung ist Erdöl eine nicht erneuerbare, endliche Ressource.
Nachhaltiges Handeln berücksichtigt die Bedeutung der Ökosystemleistungen. Systemische Ansätze nachhaltiger Entwicklung gehen davon aus, dass das Anthroposystem mit seinen Marktsystemen in das globale Ökosystem eingebettet und von diesem abhängig ist; die Systeme entwickeln sich dann nachhaltig, wenn sie unter stetigem Wandel fortgesetzt funktionieren und existieren. Zu kritisieren am Konzept der Ökosystemleistungen ist, dass es Lesarten von ihm gibt, nur unterstützende Leistungen zu betrachten, wohingegen solche Leistungen – oder besser: Risiken -, die gegen das menschliche Wohlergehen gerichtet sind, ausgeblendet werden. Mitunter kann es notwendig sein, sich nicht allein auf Ökosystemleistungen zu verlassen, um die Lage des Menschen zu verbessern, sondern gemeinschaftlich aktiv zu werden.
Nachhaltigkeit – Zirkuläres Wirtschaften, Carbon Management
Während in der Linearwirtschaft Rohstoffe und Energie zur Erzeugung von Produkten verwendet werden, die ge- und verbraucht sowie schließlich als Abfall entsorgt werden, ist die Kreislaufwirtschaft getragen von der Idee, Produktion und Verbrauch so zu gestalten, dass das möglichst sparsam verwendete Material so lange wie möglich genutzt, geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und schließlich recycelt werden kann. Ziele sind ein geringerer Ressourcenverbrauch und die Vermeidung von Abfall, damit können unter anderem ein besserer ökologischer Fußabdruck, verringerte Abhängigkeiten und verringerte Kosten, eine gestärkte Zusammenarbeit und ein positives Image verbunden sein. Allerdings gibt es neben vielfältigen Lösungsansätzen auch Hemmnisse bzw. Herausforderungen.
Die Kreislaufwirtschaft ist eine Umsetzungsstrategie nachhaltiger Entwicklung. Sie wird wirksam in Verbindung mit einer Steigerung der Effizienz (Wirtschaftlichkeit, Ressourcenproduktivität), der Konsistenz (Wirksamkeit) und der Suffizienz (vermindertes Anspruchsniveau), wobei der Grundsatz gilt: Was nicht verbraucht wird, muss auch nicht zirkulär verwendet werden. Wichtige Elemente des zirkulären Wirtschaftens sind zirkuläres Bauen, die zirkuläre Nutzung von Kunststoffen und von Elektronik wie Batterien und Photovoltaikanlagen, die Wiederverwendung von Textilien und Verpackungen, die Kaskadennutzung in der Holzwirtschaft und die zirkuläre Kohlenstoffwirtschaft. Große Potenziale stecken in Bauwirtschaft und Gebäuden: Bauen und Wohnen sind für ein Drittel der Treibhausgasentstehung und für die Hälfte des Abfallaufkommens in Deutschland verantwortlich, der Bausektor verbraucht die Hälfte der in Deutschland gewonnenen Rohstoffe. Vermindern lassen sich diese Anteile insbesondere durch Renovierung und Effizienzverbesserung bestehender Gebäude unter zirkulärer Nutzung der Baustoffe und Baumaterialien, nachhaltiger Holzbau inbegriffen.
Allerdings wird ein vollständiger Verzicht auf Kohlenstoff für Energie und Produkte nicht möglich sein. Zwar sind kohlenstofffreie Alternativen in Aussicht, etwa grüner Wasserstoff als Reduktionsmittel in der Eisen- und Stahlindustrie, doch wird der verbleibende Kohlenstoffbedarf durch alternative Kohlenstoffbereitstellungspfade gedeckt werden müssen. Alternative Rohstoffquellen können werkstoffliches und chemisches Recycling kohlenstoffhaltiger Produkte sein, ein Teil des Bedarfs dürfte außerdem durch biogene Ressourcen gedeckt werden können, in welchen der Kohlenstoff durch Photosynthese gebunden ist. Eine weitere Möglichkeit, bereits zirkulierende Kohlenstoffverbindungen als alternative Kohlenstoffquelle zu herkömmlichen fossilen Quellen zu verwenden, ist die Abscheidung und Verwendung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre sowie aus Prozessen und Abgasen, auch bezeichnet als Carbon Capture and Utilization (CCU). Ziel der zirkulären Kohlenstoffwirtschaft ist es somit, durch Kohlenstoffmanagement die Emissionen von CO2 zu senken und Rohstoffalternativen bereitzustellen.
Weitere Informationen liefert das C.A.R.M.E.N.-Positionspapier „Carbon Capture, Utilization and Storage“.
Vom CDR ist die Reduzierung und die Verzögerung schwer vermeidbarer oder unvermeidbarer CO2-Emissionen zu unterscheiden: Die Reduzierung nicht vermeidbarer fossiler CO2-Quellen aus Energiebereitstellung und aus Prozessemissionen, beispielsweise der Zementherstellung, erfolgt durch die Verbringung des Kohlenstoffdioxids in unterirdische Lagerstätten (Carbon Capture and Storage – CCS), die Verzögerung erfolgt durch Speicherung des Kohlenstoffs in möglichst dauerhaften Produkten (Carbon Capture and Utilization – CCU). Generell gilt der Grundsatz, dass sowohl CDR als auch CCU/S nicht die Einsparbemühungen unterlaufen dürfen; sie dienen dem Erreichen der Netto-Null-Ziele, CDR ist eine zusätzliche Option zum Ausgleich von Restemissionen mit netto-negativer Emissionsbilanz.
Weitere Informationen liefert das C.A.R.M.E.N.-Positionspapier „Carbon Capture, Utilization and Storage“.
Weitere Informationen liefert das C.A.R.M.E.N.-Positionspapier „Carbon Capture, Utilization and Storage“.
Die Europäische Kommission geht davon aus, dass durch Vorreiterprojekte europaweit bis 2030 insgesamt 5 Mt CO2 der Atmosphäre entzogen werden können, bis 2050 sollen es bis zu 200 Mt CO2 sein; dabei handelt es sich um so genannte schwer vermeidbare Emissionen sowie um so genannte Restemissionen, die nach Ausschöpfung aller Einsparungen aus der Atmosphäre zu beseitigen sein werden. Generell gilt der Grundsatz, dass CCS nicht die Einsparbemühungen unterlaufen darf, sondern eine zusätzliche Option für schwer vermeidbare und perspektivisch für Restemissionen ist. Aufwand und Risiken beschränken die Potenziale. Die unterirdische Einlagerung ist mit Umweltrisiken, mit langfristigen Planungs- und Umsetzungszeiträumen und jedenfalls anfangs mit erheblichen Kosten verbunden. Der Energieaufwand für Abscheidung, Transport und Speicherung ist groß.
Weitere Informationen liefert das C.A.R.M.E.N.-Positionspapier „Carbon Capture, Utilization and Storage“.
Die Bioenergietechnologie mit Kohlenstoffabtrennungs- und Sequestrierungsansätzen ist außerhalb Deutschlands erprobt, vor allem in der Ethanolerzeugung, in welcher CO2 als Nebenprodukt in hoher Reinheit anfällt. Ebenso besitzen einzelne Biomasse(heiz)kraftwerke eine CCS-Erweiterung. Weitere Anlagen sind geplant. Da die CO2-Abtrennung Bestandteil der Bereitstellung von Biomethan ist, werden hier ebenfalls Potenziale gesehen. Zur Minimierung des Aufwands für den CO2-Transport stehen Großanlagen im Vordergrund. Eine Zwischennutzung des abgeschiedenen Kohlenstoffdioxids bzw. dessen Abgabe an die Erzeugung langfristiger Produkte ist möglich (Carbon Capture and Utilization – CCU). Das Entnahmepotenzial von BECCS ist relativ groß.
Allerdings verursachen Abtrennung und Transport des CO2 höhere Kosten gegenüber herkömmlichen Bioenergieanlagen ohne CCS-Kopplung. Der zusätzliche Energieaufwand reduziert die Effizienz der Gesamtanlage, wobei das technische Potenzial hauptsächlich durch das Angebot nachhaltiger Biomasse limitiert ist. Demzufolge muss davon ausgegangen werden, dass bei gleichbleibendem Biomasseangebot der Endenergiebeitrag der Biomasse durch BECCS vermindert werden würde. Gegenüber natürlichen Senken wie Moore und Wälder kann BECCS mit diversen Umweltrisiken verbunden sein: Risiken geologischer Speicher des CCS, biomasseinduzierte Einflüsse auf Ökosysteme, Wasserhaushalt, Boden- und Wasserqualität, Klimawirkungen durch Düngemitteleinsatz und Bodenbearbeitung, außerdem Flächenkonkurrenz und Landnutzungsänderungen. Der in der EU geplante Rechtsrahmen, etwa die novellierte Erneuerbare-Energien-Richtlinie, soll solchen Umweltrisiken des BECCS entgegenwirken.
Weitere Informationen liefert das C.A.R.M.E.N.-Positionspapier „Carbon Capture, Utilization and Storage“.
Am Ende der Nutzungskette sollte die dauerhafte Speicherung des Kohlenstoffs stehen (Carbon Capture, Utilization and Storage – CCUS), somit wäre mit dem Kohlenstoffrecycling gleichzeitig eine technische Lösung zur Verminderung der Konzentration des Treibhausgases CO2 in der Atmosphäre gegeben. Falls das abgeschiedene CO2 am Ende der Nutzungskette erneut in die Atmosphäre gelangen würde, beispielsweise indem ein aus dem CO2 erzeugter Kraftstoff zur Energiebereitstellung verbrannt wird, wäre der Ausstoß des abgeschiedenen CO2 lediglich zeitlich und örtlich verlagert, jenseits der Substitution fossiler Rohstoffe wäre damit keine langfristige Speicherung gegeben. Aus diesem Grund werden Anwendungen diskutiert, bei welchen der Kohlenstoff langfristig z.B. in Baustoffen gebunden bleibt. Aus Klimaschutzgründen wäre es darüber hinaus wichtig, dass entlang der Wertschöpfungskette keine zusätzlichen Treibhausgasemissionen ausgelöst werden, deshalb sollte nicht nur auf die Verwendung vermeidbaren fossilen Kohlenstoffes verzichtet werden, die verwendeten Hilfsstoffe wie Wasserstoff sollten ebenfalls treibhausgasneutral sein, und der energetische Gesamtaufwand sollte ausschließlich mit Erneuerbaren Energien gedeckt werden. Zwar scheint CCU theoretisch dazu in der Lage zu sein, den gesamten petrochemischen Markt bedienen zu können, doch dürfte insbesondere das Potenzial Erneuerbarer Energien für den Prozess limitierend wirken. Die gegenwärtig diskutierten CCU-Anwendungen sind mit einem erheblichen Energieaufwand verbunden.
Weitere Informationen liefert das C.A.R.M.E.N.-Positionspapier „Carbon Capture, Utilization and Storage“.
CCUS hat das Ziel, die verbleibenden fossilen Rohstoffe in ihren Lagerstätten zu belassen und den fossilen Kohlenstoff möglichst durch Mehrfachverwendung des Kohlenstoffdioxids (CO2) zu substituieren. Das Produkt, welches aus dem CO2 eines Abgases oder der Atmosphäre erzeugt ist, wirkt bereits kurz- oder längerfristiger als Kohlenstoffspeicher. Am Ende der Nutzungskette wird der Kohlenstoff möglichst dauerhaft der Lithosphäre oder einem langlebigen Produkt wie beispielsweise einem Baustoff zugeführt.
CCUS kann auch in Deutschland Bedeutung erlangen und im Sinne einer Kreislaufwirtschaft als Kohlenstoffrecycling verstanden werden. Ziel der zirkulären Kohlenstoffwirtschaft ist es, durch Kohlenstoffmanagement die Emissionen von CO2 zu senken und Rohstoffalternativen bereitzustellen. Allerdings stehen diese Technologien noch am Anfang ihrer Entwicklung. Um breitere Bedeutung erlangen zu können, sind eine Transformation der Industrie, ein massiver Ausbau Erneuerbarer Energien, ein Ausbau der Infrastruktur (Transport und Speicherung vor allem von CO2, H2 und Erneuerbare Energien) sowie begleitende Maßnahmen wie ein passender Rechtsrahmen und finanzielle Anreize notwendig.
Weitere Informationen liefert das C.A.R.M.E.N.-Positionspapier „Carbon Capture, Utilization and Storage“.
Im Gegensatz zu den technischen Lösungen des Carbon Dioxide Removal (CDR) kommen die Senken des natürlichen Klimaschutzes ohne Transport- und Verbringungsinfrastruktur und mit relativ kleinem Energieaufwand aus; Boden und Pflanze übernehmen die gesamte Senkenleistung einschließlich Abscheidung und Speicherung. Außerdem sind die Maßnahmen häufig mit weiteren Zwecken verbunden, beispielsweise können sie zur Steigerung der Biodiversität und zur Verbesserung des Wasserhaushalts im Boden beitragen. Ihre Wirksamkeit ist dementsprechend umfangreicher. Von Nachteil ist die eventuell nicht gewährleistete Langfristigkeit, z.B. können Dürreereignisse, Waldbrände, Kalamitäten und geänderte Bewirtschaftung eine Wiederfreisetzung des Kohlenstoffs in die Atmosphäre bewirken. Hinsichtlich Nahrungsmittelversorgung und Kosten können sich sowohl Synergien als auch Zielkonflikte ergeben.
Die Europäische Kommission geht davon aus, dass durch naturbasierte Vorreiterprojekte des Carbon Farming und durch Speicherung in dauerhaften Produkten, insbesondere in nachhaltigen Baustoffen (z.B. Holzproduktespeicher), ein signifikanter Beitrag zu den LULUCF-Zielen geleistet werden kann. Zum Anschub von Investitionen und zur Klärung wichtiger vertrauensbildender Fragen wie Langfristigkeit und Zusätzlichkeit der Maßnahmen ist ein Zertifizierungsrahmen in Vorbereitung (Union Certification Framework for Carbon Removals).
Weitere Informationen liefert das C.A.R.M.E.N.-Positionspapier „Carbon Capture, Utilization and Storage“.
Weitere Informationen liefert das C.A.R.M.E.N.-Positionspapier „Carbon Capture, Utilization and Storage“.
Nachhaltigkeit im Alltag
Wesentliche Handlungsfelder für nachhaltige Entwicklung im Alltag finden sich in den Bereichen Wohnen und Mobilität, Ernährung, Kleidung und fairer Handel, Energie und Ressourcen, Wachstum und Wohlstand. Nachhaltiges Wohnen nimmt beispielsweise das Heizen und Lüften in den Blick, den Stromverbrauch und dessen Vermeidung, z.B. durch den Umstieg auf LED-Lampen, das Verwenden von Möbeln aus zweiter Hand und deren Reparatur und Upcycling, den Einsatz ökologischer Putzmittel, die gemeinsame Nutzung von Flächen und Räumen. Nachhaltige Entwicklung setzt auf informierte Verbrauchende, die den eigenen Konsum hinterfragen und verantwortliches und nachhaltiges Handeln vorantreiben, auch indem sie nachhaltige Dienstleistungen und Produkte nachfragen und einfordern. Allerdings hat das Einflussvermögen der Konsumierenden seine Grenzen; sie haben in der Regel weder Einblick in noch Einfluss auf die Art und Weise der Produkterzeugung, die Konsumentscheidung erfolgt somit auf unsicherer Basis. Auch fehlt den Konsumierenden der direkte Einfluss beispielsweise auf das ÖPNV-Angebot. Das Erzielen einer umweltschonenden gesellschaftlichen Praxis, die Überwindung struktureller Hemmnisse und die Einhaltung von Umweltstandards und Menschenrechten erfordert neben Transparenz und Informiertheit vor allem politische Anreize und Regulierungen.
Auch für viele weitere konzeptionelle Nachhaltigkeitsbarrieren lassen sich Lösungsansätze finden. Beispielsweise können wir der oftmals hemmenden Komplexität begegnen, indem wir lernen, mit komplexen Wirkungsmechanismen umzugehen, ohne sie steuern zu wollen, und indem wir die Resilienz von Systemen stärken. Bildung ist ein wichtiger Hebel, um Denkprozesse anzuregen. Dabei können bereits einfache Erkenntnisse handlungsleitend sein, z.B. das Wissen um die Tatsache, dass es einfacher ist, eine weitläufige Verteilung von Schadstoffen zu verhindern als diese nachträglich aus der Umwelt zu beseitigen. Anderes ist dahingegen schwerer zu verstehen, etwa die Bedeutung von exponentiellem Wachstum. Für die Wahrnehmung von CO2 und Radioaktivität fehlt dem Menschen die Sensorik, langfristiges Denken benötigt Reflexion, Verantwortungsbewusstsein sowie Entscheidungskompetenz, ebenso ist rationales Handeln nicht unbedingt selbstverständlich. Neben Wissen und Einstellungen können emotionale Betroffenheit und Überzeugungen Treiber für umweltbewusstes Verhalten sein. Anlass zur Überzeugung können positive Erfahrungen aber auch die Praktikabilität und der Preis der Lösung sein, außerdem kann Wertschätzung durch Vorbilder, durch Transparenz und durch das Wissen um die Handlungsoptionen und deren Chancen generiert werden. Veränderung erfordert neben Dialog vor allem positive Anreize, dazu gehören Anreize, um Alternativen für kostengünstige aber nicht nachhaltige Prozesse zu ermöglichen und Pfadabhängigkeiten zu überwinden, beispielsweise um Effizienzmaßnahmen, Ressourcenschonung, Abfall- und Schadstoffvermeidung sowie Erneuerbare Energien voranzubringen.
Da ein Großteil des menschlichen Verhaltens aus unreflektierten Handlungen besteht, kann das so genannte Nudging ein geeigneter Steuerungsmechanismus sein. Dabei wird ohne Verbote und ohne ökonomische Anreize das erwünschte Verhalten angestupst, indem etwa in der Kantine die Tellergröße verkleinert wird, um Lebensmittelabfälle zu vermeiden, der beidseitige Papierdruck voreingestellt ist, um Papier zu sparen, oder ein Verbrauchsvergleich mit der Energieabrechnung geliefert, um den Kunden zum Energiesparen zu bewegen. Dieses punktuelle Anstupsen lässt sich – mit einigem Aufwand – erweitern auf das Ändern von Praktiken, indem alltägliche Abläufe, soziale Normen und gesellschaftliche Routinen als Hebelpunkte für eine langfristige Verhaltensänderung verwendet werden. Im Mobilitätsbereich kann das beispielsweise eine spritsparende Fahrpraxis sein, eine Fahrgemeinschaft oder der Umstieg auf E-Mobilität. Auch das Angebot von Duschen am Arbeitsplatz zur Unterstützung des Radverkehrs oder die Förderung von wohnortnahen Einkaufsmöglichkeiten gehört dazu. Nachhaltiges Handeln erfordert somit nicht nur die Bereitschaft, sich mit den Themen auseinanderzusetzen und Wissen anzueignen, sondern auch geeignete und unterstützende Rahmenbedingungen seitens Politik und Gesellschaft.
Als Konsumenten können wir zu mehr Nachhaltigkeit und zum Schutz des Klimas beitragen, indem wir den unnötigen Kauf von Kleidung vermeiden, vorhandene Kleidung so lang wie möglich nutzen, erforderlichenfalls umarbeiten (lassen) und gebrauchte Kleidung in geeigneter Weise weitergeben, zum Beispiel im Kleidertausch. Beim Kauf können uns Textilsiegel und Zertifizierungen leiten. In der Textil- und Bekleidungsindustrie sind freiwillige Umweltzertifizierungen und soziale Zertifizierungen gängig, sie sollen den Konsumierenden Transparenz und Sicherheit hinsichtlich der Einhaltung der Produktionsstandards bieten und den Unternehmen – den Brands – Verbesserungspotenzial durch Auditierung und Reporting aufzeigen. Darüber hinaus kommunizieren Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten anhand des so genannten „Fact-based Storytelling“ – eine Erzählmethode, die Aufmerksamkeit und Interesse wecken soll; in unserem Fall also das Erzählen der Nachhaltigkeitsbemühungen rund um Mode und Textilien. Dennoch gilt auch hier der Grundsatz, dass verändertes Konsumverhalten allein noch nicht die Lösung des Problems ist. Der Einfluss der Konsumierenden hat seine Grenzen, die Einhaltung von Umweltstandards und Menschenrechten erfordert politische Anreize und Regulierungen. Die EU-Kommission hat im März 2022 die Textilstrategie vorgestellt. Für Transparenz auch hinsichtlich der Kreislauffähigkeit soll ab 2027 der Digitale Produktpass für Textilien sorgen.
Die folgenden Nachhaltigkeitsforderungen können an moderne, klima- und ressourcenschonende Gebäude gerichtet werden und sind daher allgemein grundlegend: kostensparend, funktional und klimarobust Bauen, dabei auch die Baufolgekosten im Auge behalten, den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes betrachten; hohe Lebensqualität, Ästhetik und gesellschaftliche Akzeptanz; Genügsamkeit bei der Inanspruchnahme von Flächen, kompakt statt kleinteilig bauen; Ressourcen schonen; beim Bau und im Betrieb keine Schadstoffe produzieren; Klimaziele erreichen; Biodiversität erhalten und fördern. Klimarobustes Bauen und Sanieren hat den Zweck, langfristig gegen eine Überhitzung der Gebäude vorzubeugen aber auch Gebäudeschäden zu vermeiden, die beispielsweise durch Starkregenereignisse verursacht werden können. Diese Maßnahmen sind vom eigentlichen Wärmeschutz am Gebäude zu unterscheiden, welcher den Aufwand zur Bereitstellung der Wärme vermindern soll. Der Restbedarf an Wärme kann durch Erneuerbare Energien gedeckt werden, beispielsweise eine Solaranlage zur Abdeckung des Sommerbedarfs und der Übergangszeit, eine effiziente und schadstoffarme Holzheizung für den Winter oder eine Wärmepumpe, die mit elektrischem Strom aus erneuerbaren Quellen betrieben wird, sowie, falls vorhanden, der Anschluss an ein Fernwärmenetz. Die Haustechnik sollte möglichst effizient sein und den Energie- und Wasserverbrauch minimieren, Baustoffe und Bauprodukte sollten klimafreundlich sein und optimal verwendet werden, erwartet wird eine hohe Gebäudequalität einschließlich technischer Qualität sowie Qualität der Planungs- und Bauprozesse. Auch in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie sind wichtige Kriterien für den Gebäudebereich festgelegt, darunter die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum sowie die Begrenzung des Flächen- und Ressourcenverbrauchs.
Nachhaltigkeit im Unternehmen
Effizienter Ressourceneinsatz reduziert langfristig sowohl die Betriebskosten als auch die Abhängigkeit von unsicher gewordenen Rohstoffmärkten. Klimaneutralität etabliert neue Technologien und Verhaltensweisen und eröffnet neue Märkte, sie kann als Innovationstreiber wirken, die Wettbewerbsfähigkeit stärken, Arbeitsplätze sichern und somit ebenfalls langfristig zur Resilienz beitragen. Ein positives Arbeitsumfeld fördert die Zufriedenheit der Mitarbeitenden und trägt zur Motivation bei. Werden hochwertige Produkte mit einer langen Lebensdauer erzeugt, kann dies die Umwelt schonen sowie eine positive Wahrnehmung und eine hohe Kundenzufriedenheit erzeugen. Die Kommunikation der eigenen Nachhaltigkeitsaktivitäten kann das Image steigern, zur Kundenbindung und Erschließung neuer Kundengruppen betragen, Geschäftsbeziehungen stärken, bei der Gewinnung von Mitarbeitenden unterstützen, insgesamt den Wert des Unternehmens steigern. Nachhaltige Geschäftspraktiken können langfristige und stabile Erträge sichern und die Zukunftssicherung des Unternehmens unterstützen. Entsprechend interessant sind solche Unternehmen für Investierende, die Wert sowohl auf Stabilität als auch auf sozial und ökologisch verantwortliches Handeln legen.
Nachhaltigkeit im Unternehmen sollte sich auf klare Ziele und Verantwortlichkeiten stützen, die zusammen mit Strategien und Umsetzungsplänen in einem gemeinsamen Prozess unter Beteiligung der Stakeholder erarbeitet werden. Ziele sollte man sich prioritär in denjenigen Handlungsfeldern setzen, die wesentliche Auswirkungen auf die nachhaltige Entwicklung haben; sie sollten sowohl die Chancen in den Blick nehmen als auch den Herausforderungen proaktiv begegnen. Eine Analyse des Ist-Zustandes, regelmäßiges Monitoring und effektive Kommunikation sollten feste Bestandteile sein. Das Konzept zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele im Unternehmen ist die Nachhaltigkeitsstrategie, dokumentiert werden die unternehmensspezifischen Nachhaltigkeitsaktivitäten im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Anzusiedeln ist das Nachhaltigkeitsmanagement in der obersten Leitungsebene im Kerngeschäft, von dort aus sollte es die gesamte Wertschöpfungskette des Unternehmens im Blick haben. Dabei ist es wichtig, dass nicht nur vermittelt, informiert und entschieden wird, sondern auch Orientierung geboten und Gestaltungskompetenzen vergeben werden. Es können sowohl kurz- als auch langfristige Ziele gesetzt werden, erforderlichenfalls sind Priorisierungen vorzunehmen. Hilfreich können Vernetzung und gemeinschaftliches Handeln sein, auch um Herausforderungen wie betriebliche Innovationen und Fragen der Akzeptanz zu meistern.
Betrachtet werden sowohl interne als auch externe Maßnahmen. Zu den internen, also innerhalb des Unternehmens umsetzbaren Maßnahmen können beispielsweise die Umstellung der Beleuchtung auf energiesparende Beleuchtungsmittel, das konsequente Ausschalten nicht verwendeter Elektrogeräte, die Nutzung Erneuerbarer Energien, das Verwenden nachhaltiger Büromaterialien und Reinigungsmittel, das Senken des Wasserverbrauchs, die Wiederverwendung von Materialien sowie die Erzeugung langlebiger und reparierbarer Produkte zählen. Die Maßnahmen beziehen sich häufig auf Errichtung, Ausstattung und Betrieb der Unternehmensgebäude sowie auf den Betrieb von Anlagen. Externe Maßnahmen können sich beispielsweise auf den Transport von Rohstoffen und Waren beziehen: kurze Transportwege, Nutzung von Fahrzeugen mit z.B. elektrischem Antrieb, sparsame Verwendung von Verpackung aus ressourcenschonender Herstellung, geschickte Bündelung der Fracht. Die Umstellung des Kantinenbetriebs auf saisonale und regionale Lebensmittel kann ebenso dazu zählen wie eine Begrünung von Freiflächen und Gebäuden. Label und Siegel bieten Orientierungshilfen bei der nachhaltigen Beschaffung.
Darüber hinaus gibt es Initiativen, um Industrie- und Gewerbegebiete sowie Cluster kooperativ im Sinne der Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln und aufzuwerten, beispielsweise durch gemeinsame nachhaltige Energieversorgung, gemeinsame Wasser-, Flächen- und Mobilitätskonzepte, Einkaufsgemeinschaften, Werkzeugpooling, überbetriebliche Stoffstromkooperationen und durch so genannte Grüne Logistik mit kooperativem Transport-, Lagerungs- und Verpackungsmanagement, unterstützt durch innovative digitale Lösungen.
CO2 entsteht bei der Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Stoffen, wie z. B. Kohle, Methan, Erdöl und Holz, aber auch im Organismus von Lebewesen als Endprodukt des Stoffwechsels. CO2 wird von Pflanzen zur Photosynthese benötigt und in der Pflanzenmasse „gespeichert“, nach dem Absterben und Zerfall der Pflanze wird es wieder freigesetzt. Das Werden und Vergehen der Pflanze läuft innerhalb eines geschlossenen Kohlenstoffkreislaufs ab, der Kohlenstoffquelle (abgestorbene Pflanze) steht eine entsprechende Senke (Pflanzenwachstum) gegenüber, das CO2 der Pflanze trägt nicht zusätzlich zum Treibhausgaseffekt bei. Auch die energetische Nutzung von Biomasse, beispielsweise die Holzverbrennung, verläuft innerhalb eines geschlossenen CO2-Kreislaufs, es wird der Atmosphäre also kein zusätzliches CO2 zugeführt, deshalb ist diese Art der Energiebereitstellung ein Beitrag zum Klimaschutz.
Bei den vom Menschen verursachten und zum Treibhauseffekt beitragenden CO2-Emissionen wird unterschieden zwischen solchen, die vermeidbar sind, und solchen, die nach aktuellem Stand unvermeidbar sind. Vermeiden kann man CO2-Emissionen unter anderem, indem man fossile durch erneuerbare Energiequellen ersetzt, beispielsweise eine Öl- durch eine Holzheizung. Das in der Zementindustrie bei der Entsäuerung des Kalksteins in erheblichen Mengen freigesetzte CO2 ist ein Beispiel für eine unvermeidbare Emission. Es ließe sich nur durch einen generellen Verzicht auf die Zementerzeugung vermeiden. Die meisten unvermeidbaren CO2-Emissionen stammen aus der Industrie, aus der Landwirtschaft, dem Transport, aus Abfällen und Abwässern; lediglich durch besondere natur- und technologiebasierte Maßnahmen des Carbon Dioxide Removal (CDR) können sie dauerhaft wieder aus der Atmosphäre oder aus Abgasen entfernt werden.
Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen ist nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes kritisch zu sehen, denn die Preise fossiler Brennstoffpreise werden perspektivisch gesehen weiter steigen, und die Ressourcen sind begrenzt und unsicher. Von daher ist es nur konsequent, dass die Dekarbonisierung zu den an Bedeutung gewinnenden strategischen Handlungsfeldern von Unternehmen zählt; sie wirkt sich auf die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen aus. Trotz aller Anstrengungen verbleiben in den meisten Fällen jedoch Restemissionen an CO2, die sich nicht oder nur schwer vermeiden lassen. Die Kompensation dieser Restemissionen durch Zertifikate des freiwilligen CO2-Markts ist umstritten, denn diese beruhen meist auf Reduktions- und Vermeidungsprojekten. Alternativ zur herkömmlichen Kompensation besteht für Unternehmen, die sich auf dem Weg zur Klimaneutralität befinden, die Möglichkeit, sich am jungen aber rasch wachsenden Markt für die permanente CO2-Entfernung zu beteiligen. Hier wird beispielsweise in regionale Projekte zur Wiedervernässung von Mooren investiert; die entsprechenden Zertifikate, welche die Treibhausgasminderung bestätigen, die aus der Kohlenstoffbindung im Moor resultiert, können die Unternehmen zum Ausgleich ihrer eigenen Treibhausgas-Restemissionen verwenden.
Der betriebliche Klimaschutz kann sich auf Kohlenstoffdioxid (CO2) als wichtigstes Treibhausgas fokussieren, er kann jedoch auch alle im Kyoto-Protokoll genannten Treibhausgase berücksichtigen, also auch Methan (CH4), Lachgas (N2O) und fluorierte Treibhausgase (F-Gase), die beispielsweise in Kältemitteln vorkommen. Um sämtliche Treibhausgasemissionen in Summe betrachten zu können, wird deren Klimawirksamkeit in die Wirksamkeit des CO2 umgerechnet – man spricht von so genannten CO2-Äquivalenten, abgekürzt CO2eq. Auch das leisten die Tools. Um die Ergebnisse einschätzen und vergleichen zu können, sollten allerdings nicht die absoluten Emissionen betrachtet werden, sondern man sollte vergleichbare Kennzahlen bilden. Beispielsweisen lassen sich die Klimawirkungen von Dienstreisen und deren Entwicklung besser bewerten, wenn man die Personenkilometer, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt wurden, auf die gesamten Personenkilometer bezieht.
PCDA steht für plan, do, check und act, also für vier Phasen, die auch im Falle des Klimaschutzmanagements mehrfach im Kreis durchlaufen werden. Auf die Vermeidung und Reduzierung von Treibhausgasemissionen angewendet, steht am Anfang das Planen der Klimaschutzmaßnahmen, dann deren Umsetzung, anschließend deren Bewertung hinsichtlich der Erreichung gesetzter Ziele, schließlich das interne und externe Kommunizieren, um den Zyklus dann erneut, allerdings auf Basis des bisher Erreichten, zu durchlaufen. Ein größerer und für die weiteren Schritte des Zyklus grundlegender Arbeitsposten ist mit dem Start des Managements verbunden, nämlich die Entwicklung der unternehmensspezifischen Klimastrategie und das Erarbeiten eines Maßnahmenplans für die Zielerreichung, darin sind enthalten das Erstellen der Treibhausgas- oder Klimabilanz, die Ermittlung und Bewertung von Emissionsschwerpunkten (Wesentlichkeitsanalyse), das Ermitteln von Handlungsfeldern und das Füllen der Handlungsfelder mit Maßnahmen.
Ein gängiges Beispiel ist eine Firma, die ihre Gebäude beheizt und firmeneigene Fahrzeuge unterhält. Aus der Verwendung der Heiz- und Kraftstoffe resultieren Treibhausgasemissionen, für welche die Firma direkt verantwortlich ist. Senken kann sie diese Emissionen unter anderem, indem sie auf Alternativen umstellt, beispielsweise vom benzinbetriebenen Fahrzeug auf ein Elektrofahrzeug. Von diesen direkten, weil in der Verantwortung der Firma stehenden Emissionen, sind die indirekten zu unterscheiden, die innerhalb der Wertschöpfungskette aber nicht vor Ort in der Verantwortung der Firma entstehen. Typischerweise ist das der Fall, wenn elektrischer Strom für den Betrieb von Maschinen zugekauft wird, dann entstehen die Emissionen beim Stromlieferanten. Solche Emissionen lassen sich häufig nur durch den Wechsel des bezogenen Produkts senken, dennoch sind sie dem eigenen Tätigkeitsbereich zuzuordnen und fließen in die eigene Treibhausgasbilanz ein. Darüber hinaus gibt es noch eine ganze Reihe weiterer indirekter Treibhausgasemissionen, die aus vorgelagerten Wertschöpfungsketten entstehen, beispielsweise durch Gewinnung, Aufbereitung und Transport von Rohstoffen, die in der Firma benötigt und weiterverarbeitet werden, oder durch Dienstreisen der Mitarbeitenden. Auch diese Emissionen können relevant sein und sollten ggf. in der Bilanz berücksichtigt werden. Das Ergebnis sind die CO2-Äquivalente der Emittenten innerhalb der durch die Scopes abgebildeten Wertschöpfungskette, also beispielsweise für Diesel, Erdgas und Strom, und die daraus zum Vergleich gebildeten Kennzahlen.
Die Treibhausgasbilanz einer Organisation, auch Corporate Carbon Footprint (CCF) genannt, kann als Indikator für Einsparbemühungen bei Treibhausgasemissionen verwendet werden, wenn sie über einen längeren Zeitraum fortgeschrieben wird. Unternehmen haben in der Regel das Ziel, die klimarelevanten Emissionen mit Hilfe der Bilanz möglichst zu vermeiden und zu reduzieren, erforderlichenfalls auch den Ausgleich von Restemissionen auf netto null. Treibhausgasbilanzen lassen sich nicht nur für Unternehmen und Organisationen erstellen, sondern auch für Produkte und Dienstleistungen, für Projekte und Klimaschutzmaßnahmen sowie als CO2-Fußabdruck für private Aktivitäten. Die Bilanzgrenzen werden nach Bedarf gesetzt. Bei Firmen werden meist die jährlichen Emissionen bestimmter Standorte betrachtet, vereinfachend konzentriert man sich allerdings auf die markanten Treibhausgasemissionen und auf solche mit Einsparpotenzial. Generell gibt es große Freiheiten bei der Bilanzierung, dennoch sind einige Normen und Standards zu beachten, um eine qualitativ hochwertige Bilanz sicherzustellen; zentral sind die Vorgaben im Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol). Für die Bilanzierung der Treibhausgasemissionen gibt es eine ganze Reihe teils kostenfrei verfügbarer Tools, in denen die aktuellen Vorgaben berücksichtigt sind.
Während in der Linearwirtschaft Rohstoffe und Energie zur Erzeugung von Produkten verwendet werden, die ge- und verbraucht sowie schließlich als Abfall entsorgt werden, ist die Kreislaufwirtschaft in der Gestalt der Circular Economy getragen von der Idee, Produktion und Verbrauch so zu gestalten, dass das möglichst sparsam verwendete Material so lange wie möglich genutzt, geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und schließlich recycelt werden kann. Ziele sind ein geringerer Ressourcenverbrauch und die Vermeidung von Abfall, damit können unter anderem ein besserer ökologischer Fußabdruck, verringerte Abhängigkeiten und verringerte Kosten, eine gestärkte Zusammenarbeit und ein positives Image verbunden sein. Allerdings gibt es neben vielfältigen Lösungsansätzen auch Hemmnisse bzw. Herausforderungen.
Wichtige Elemente des zirkulären Wirtschaftens sind zirkuläres Bauen, die zirkuläre Nutzung von Kunststoffen und von Elektronik wie Batterien und Photovoltaikanlagen, die Wiederverwendung von Textilien und Verpackungen, die Kaskadennutzung in der Holzwirtschaft und die zirkuläre Kohlenstoffwirtschaft. Große Potenziale stecken in Bauwirtschaft und Gebäuden: Bauen und Wohnen sind für ein Drittel der Treibhausgasentstehung und für die Hälfte des Abfallaufkommens in Deutschland verantwortlich, der Bausektor verbraucht die Hälfte der in Deutschland gewonnenen Rohstoffe. Vermindern lassen sich diese Anteile insbesondere durch Renovierung und Effizienzverbesserung bestehender Gebäude unter zirkulärer Nutzung der Baustoffe und Baumaterialien, nachhaltiger Holzbau inbegriffen. Circular Economy ist ein gesamtgesellschaftliches Modell, welches auch einzelwirtschaftlich in zirkulären Geschäftsmodellen umgesetzt werden kann, wobei der Grundsatz gilt: Was nicht verbraucht wird, muss auch nicht zirkulär verwendet werden.