„Holz kann auch normal!“
Auf Einladung von C.A.R.M.E.N. e.V. sowie den Veranstaltungspartnern Haas Fertigbau GmbH, der Zimmerer-Innung Rottal-Inn und dem European Campus Pfarrkirchen trafen sich gut 20 Teilnehmende zu einer Besichtigung des European Campus der TH Deggendorf in Pfarrkirchen. Dabei konnten sich die anwesenden Architekten, Verwaltungsmitarbeiter, Zimmereibetriebe und Vertreter der Politik davon überzeugen, dass Holzbau nicht immer gleich „Hüttencharme“ bedeutet. Für den 6. April ist eine Folgeveranstaltung in Simbach geplant.
Alexander Schulze von C.A.R.M.E.N. e.V. begrüßte die Teilnehmenden zur Veranstaltung. Er wies darauf hin, dass Holz nicht nur als Leuchtturm verwenden werden muss, sondern auch in klassischen Funktionsbauten sinnvoll eingesetzt werden kann. „Holz kann auch normal!“, so Schulze. Er lud die Anwesenden zu einer weiteren Bauwerksbesichtigung, am 6. April 2020, in die Realschule Simbach am Inn ein.
Prof. Michael Laar stellte den European Campus vor. In dessen zwei Holzgebäuden (2- und 3-stöckig) werden derzeit über 700 Studierenden aus 80 Nationen in sechs unterschiedlichen Bachelor- und Masterstudiengängen ausgebildet. Von außen sei jedoch nur an einem Gebäude eine sichtbare Holzfassade angebracht worden. Der Bau muss vielen Funktionen gerecht werden. So sind neben Büros, Hörsälen und Seminarräumen auch Labore und Werkstätten untergebracht, die besondere Anforderungen an das Gebäude stellen.
Xaver Haas (Firmengründer Haas Fertigbau GmbH) und Johann Wimmer (Leiter Industrie- und Gewerbebau bei Haas) erläuterten den Hochschulbau. Haas empfiehlt bei großen Objekten, vermehrt auf eine funktionale Ausschreibung zu setzten. Die immer mehr zunehmende Komplexität von Bauvorhaben brauche Zusammenarbeit von der ersten Idee an. Sein Credo: „Alle an einem Bau beteiligten müssen gemeinsam wollen!“ Er hofft auf bessere Möglichkeiten für den Holzbau nach der längst fälligen Überarbeitung der Bayerischen Holzbaurichtlinie. Wimmer ging anschließend näher auf die Bauweise und die Eckdaten der Gebäude ein. Der 1250 m² große European Campus wurde in Großtafelbauweise erstellt. Wände und Decken sind mit Konstruktionsvollholz ausgeführt. Da bei Gebäuden der Klasse 3 (Sonderbau als Hochschule) besondere Auflagen bezüglich des Brandschutzes zu beachten sind, verberge sich in der Konstruktion mehr Holz als zu sehen sei. Es sei beispielsweise sogar der Aufzugschacht in Holz gebaut. In seiner Präsentation zeigte er Bilder des Baufortschritts und wies darauf hin, dass das Gebäude zwar in wenigen Tagen aufgestellt, aber der Großteil der Arbeiten im Werk erledigt wurde. Er betonte zudem, dass viel Vorfertigung im Werk kosteneffizientes Bauen erst ermögliche.
In der abschließenden Diskussion wurde sich z.B. darüber ausgetauscht, ab wann ein Bau ein Holzbau sei. Auch eine hybride Bauweise, also eine Kombination von Ziegel und Holz, wurde diskutiert. Dort verbinden sich die positiven Eigenschaften beider Bauweisen miteinander. Zudem wurde darauf eingegangen, dass die Hochschule das Nachhaltigkeitszertifikat nach dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen des Bundes anstrebt. Nachhaltigkeit bedarf jedoch komplexer Planung. Dafür werden optimal ausgebildete Fachleute benötigt. Es herrschte Einigkeit darüber, dass Architekten mittlerweile mehr in Richtung Holz ausgebildet und sensibilisiert werden als noch vor 20 Jahren.
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